Yogaweg – wie Yoga mich gefunden hat (und was jetzt ist)
Ok, dies scheint eine ziemlich persönliche Woche zu werden, aber ich bin gefragt worden, wie ich zum Yoga gekommen bin. Eigentlich würde ich ja an dieser Stelle gerne eine wunderbar romantische, Erleuchtung-in- Aussicht-stellende, schicke Geschichte erzählen. Aber mein Yogaweg ist leider sehr profan. Trotzdem für alle, die neugierig sind, oder auch mit dem Mangel an Romantik in der eigenen Historie hadern, gibts heute meinen Yogaweg. Wie bin ich eigentlich zum Yoga gekommen und wie konnte daraus so eine transformierende Leidenschaft werden?
Der Yoga oder das Yoga (kann mich nie entscheiden) und ich
Yoga kam zu mir …mit kleinen Karten (im Skatspielformat) in der schicken, dünne Beine und flache Bäuche progagandierenden, Zeitschrift Shape. Im Heft lagen, neben allerhand Tipps zur Laufpraxis und Trizepstraining, besagtes Kartendeck, auf dem die wunderschöne Barbra Noh Yogaposen turnte. So nannte ich das damals jedenfalls. Jahreszeiten-gemäß gab es Karten für Frühling, Sommer, Herbst und (ihr ahnt es) Winter und im Jahr 2004 (so ca.) dachte ich mir: Vielleicht mach ich das auch mal? Zur damaligen Zeit spielte ich immer noch passioniert (Hobby) Volleyball und joggte durch die Gegend. Letzteres besonders dann, wenn das Leben mir gefühlt nicht gut mitspielte oder ein paar Kilos zuviel auf meine schönen Hüften zu krabbeln schienen. Sport hatte für mich also eher etwas mit Spaß, einem Team und Gewinn zu tun oder mit der Arbeit an meiner Figur. Damals.
Die Karten und ein Buch
Also habe ich nach der regelmäßigen Joggingrunde mal ein bis zwei Karten „geturnt“. Ein Baum war drauf oder auch eine Vorwärtsbeuge. Mich erinnerte das ein bisschen an die Stretchingkurse, die ich in meiner Hoch-Aerobicphase (die 90er!) selbst geleitet hatte und es tat irgendwie gut. Nein, nix Wildes passierte, keine Eingebung oder ähnliches – aber ich erinnerte mich wieder daran, dass die Dehnung von Muskelgruppen eine feine Sache war. Im Jahr nach den Karten kam das erste kleine Yogabuch ins Haus (s.u.) und ich las es im Urlaub nach der Mehrfachbelastung von Studium, Job und Familie. Die drei sehr geschäftigen Studienjahre hatten ihre Spuren hinterlassen und mit Tinnitus und blanken Nerven lag ich am Strand. Das Buch startet mit einer Erklärung über Ashtanga Vinyassa Yoga : „…Es nützt, wie andere körperbetonte Stile, Haltungen und Atemtechniken als Ausgangspunkt, um den Zustand des „Yoga“, des Einsseins zu erreichen…..Wir spannen Geist, Körper und Seele zusammen, sodass wir Selbsverwirklichung oder Erleuchtung finden.“ – oh und ah machte es und ich war vertieft in die Lektüre.
Ashtanga was my first love
kann man klar sagen. Das kleine Büchlein erklärte einfach und simpel die erste Serie. Ich turnte nach so gut ich konnte. Yogavideos (z.B. von KinoYoga) brachten mich ein wenig weiter und die Matte zog mich mehr und mehr an. Meist übte ich zwischendrin, wie es gerade so passte, aber die Sehnsucht nach mehr wuchs. Meine süße Freundin A. kam irgendwann auf die Idee gemeinsam einen Ashtanga- Tagesworkshop im Yogastudio der Nachbarstadt zu besuchen und ich war sofort an Bord! Ein süßes, kleines Studio, nette Menschen, Tee im Vorraum und ein gemeinsamer, veganer Brunch- und Leute! Für jemanden, der noch nie in einem Yogastudio war, ist das eine Offenbarung! Ich war begeistert. Alles strahlte so eine innere Zufriedenheit aus, dass ich es aufsaugen wollte. Ab da gab es kein Halten mehr: Jeden Morgen, sechs Tage in der Woche, gab ich nun mein Bestes. Das wiederkehrende Schema der Ashtanga Stunden machte es mir leicht. Ich atmete und fühlte und wurde heimischer und heimischer. Ashtanga gab mir Sicherheit, ein Gerüst, denn noch immer waren regelmäßige Yogaschul-Besuche nicht möglich.
Üben und einen Lehrer finden
Nach ein paar weiteren Büchern und mit ziemlich viel Ehrgeiz, der meiner Erleuchtung dezent den Weg zu versperren drohte und immer wieder zu kleinen Zerrungen führte, wünschte ich mir einen Lehrer . Ich war bereit etwas Neues zu entdecken, wollte meine Grenzen anders kennen lernen und vor allem war ich so neugierig. Yoga machte etwas mit mir, ich wurde geschmeidiger – innen wie außen – und davon wollte ich gerne mehr haben! Irgendwie kam ich auf verschiedene Vinyasa Yogaformen und fand Anusara Yoga. Das wiederum gabs in der Nachbarstadt und nach einer (gefühlt ewig langen) Autotour, erlebte ich eine wirklich tolle Yogastunde. Alles war so fließend, so frei, so variabel! Und es wurde über Herzqualitäten gesprochen und anatomische Details erläutert! Ich schwitzte, lernte und staunte und lag 90 Minuten später sehr glücklich in Savasanah.
Mach doch einfach ein Teacher Training!
Die perfekten 90 Minuten wirkten noch ordentlich nach. Das Studio war viel zu weit für abendliche Stunden, aber ich hatte da schon dieses 200 hrs Teacher Training gesehen. Ich meine, nicht, dass ich Yoga jemals hätte unterrichten wollen. Im Hauptjob fühlte sich alles wunderbar an. Was aber, wenn ich künftig mehr Know How hätte? Meine Seminare um den hilfreichen Aspekt der Achtsamkeit würde erweitern können? Aber wie sollte sowas gehen? Schon wieder zig Wochenenden weg? Gerade war erst die Coachingausbildung beendet und nun wieder lernen? Der Mann an meiner Seite sah das sich anbahnende Drama zum Glück relaxt und mit einem „Wir schaffen das schon.“ war alles klar. Da stand ich also, bereit zu lernen und das gleich 200 Stunden, statt nur eine süßen kleinen Abendkurs. Meine Güte, war ich aufgeregt!
Ein Teacher Training machen
Es gibt ja zig Teacher Trainings und ich glaube, irgendwie muss man eins finden, was zu einem passt. Ich mochte die Lehrerinnen, den Stil, mit dem sie unterrichteten und der Ablauf passte zu meiner Familie und unserem Kalender – so weit, so gut. Den Rest habe ich hier beschrieben. Letztlich habe ich in den Monaten viel gelernt und unterrichte heute mit Leidenschaft Yoga. Das habe ich auch diesen ersten 200 Stunden zu verdanken. Am tollsten fand ich die Gleichgesinnten, den Austausch und das Eintauchen in diese Welt. Plötzlich dreht sich alles um Asanas, Patanjali und Muskelstränge. Ein Kirtanabend ist ein Highlight und Sanskrit wird auf Karteikarten gepaukt. Vor dem ersten selbst-angesagten Sonnengruß wäre ich vor Aufregung fast gestorben – verrückt!
Nach der Ausbildung
steht man dann da und wundert sich. Über die Möglichkeiten habe ich ja hier schon mal geschrieben – ich jedenfalls unterrichte momentan nur sehr begrenzt. Einmal in der Woche eine eigene, kleine Klasse. Schön ist das, ich mache es so gerne. Dazu kommen Achtsamkeitsübungen in meinen Führungsausbildungen und vor allem liebe ich die Kombination in meinen Yoga und Coaching-Workshops. Ich bin noch immer begeistert von der Transformation, die Yoga bei mir ausgelöst hat. Davon will ich etwas weiter geben, das ist der Motor. Yoga hilft und heilt. Toll ist das.
Die tägliche Praxis
ist daher bis heute mein Anker. Ich halte sie für essentiell, um eine gute Lehrerin zu sein und noch viel mehr, um ein einigermaßen ausgeglichener Mensch zu bleiben. Jeden Morgen und das seit Jahren, bin ich auf meiner Matte. Mal für ein paar Sonnengrüße, mal für mehr. Meditation gehört dazu und ein ganzes kleines Ritual mit spirituellen Büchern wie dem Kurs in Wundern und meiner täglichen Schreibpraxis. „Yoga ist bei dir eine Lebenseinstellung“ geworden hat neulich Freundin A. gesagt, die diese Leidenschaft nur begrenzt teilt und ja, das stimmt.
Yoga ist mehr
Das ist immer noch die Erkenntnis für mich: Yoga ist mehr. Momentan bin ich in der nächsten Ausbildung und das Lernen tut wieder einmal gut. Ich fühle, wie ich mehr verstehe und sich Dinge zusammenfügen. Außerdem sind da diese kleine Erfolgserlebnisse auf dem Weg zum inneren Frieden. Manchmal, da kann ich es fühlen, so einen kleinen Moment der Einheit und des Einsseins. Kaum realisiere ich es jedoch – ist es schon wieder verflogen. Und ich kämpfe wie alle anderen auch. Ich habe faule Tage (aber im Bett bleiben gilt nicht), Unlust und zuviel Ehrgeiz. Ich vergleiche mich (nein, nein, nein und doch, mache ich manchmal) und da ist zeitweise so eine Ungeduld (Wann kann ich endlich diesen Handstand? Wann bin ich endlich ganz versunken in einer Meditation?) – aber da sind auch Leichtigkeit und Spiel. Alles ist dabei, jeden Tag ist es anders.
Was Yoga alles infiziert hat
Wie sehr meine Leidenschaft um sich greift, habe ich ja schon mal hier geschildert. Es ist verrückt und lustig und fühlt sich so richtig an! Mir gibt das ein ganz besonderes Gefühl und ich liebe all den Klimbim, die Steine und die Malas, die Bücher und die Musik. Ich mag meine Yoga-Shirts (ja, ein Post über Klamotten folgt noch) und die Konferenzen auch. Wenn einmal ein Feuer entfacht ist, dann erlischt es nicht, wenn wir dabei bleiben. So eine Leidenschaft zu finden ist wunderbar. Man kann beobachten, wie es sich entfaltet, wie man lernt und integriert und Zweifel überwindet, Hoffnungen schürt, mit sich hadert. Egal also, wo deine Leidenschaft liegt: Folg ihr! Folg ihr bis an den Rand! Geh ihr nach und mach das, wo die Freude ist! So lass ich mich auch hier treiben und es fühlt ich gut an.
Mit mir üben?
Wenn du jetzt Lust bekommen hast, mit mir zusammen Yoga zu üben, dann schau vorbei! Meine Yoga & Coachingworkshops findest du auf meiner Seite, genauso wie die Möglichkeit mich für ein Coaching oder eine Einzelstunde zu engagieren. Vielleicht gibt es sogar bald auch in anderen Städten Yoga& Coachingworkshops mit mir. Ich würd mich jedenfalls sehr freuen den ein oder anderen zu sehen. Einmal im Jahr gibts mit mir auch ein ganzes Retreat und die bezaubernde Vanessa von Om Shanti Ratingen ist federführend mit dabei. Dieses Jahr gehts nach Formentera und wir freuen uns schon sehr (die Reise ist allerdings ausgebucht).
Also, ihr Lieben, habt eine gute Zeit! Ich freu mich zu hören, wie eure Praxis ausschaut und euer Yogaweg war bzw. ist! Oder habt ihr andere Leidenschaften? Dann bin ich auch hier gespannt.
Namasté
Silja
PS:
Für alle Nostalgiker: Mein erstes Yogabuch.. .seufz…
Meine Lieblings (Yoga) Bücher findest du in der Bücherliste – viel Spaß beim Lesen und wie immer gilt: Beim Lieblingsladen einkaufen gehen oder über den Link bestellen, dann profitiere ich ein wenig. Danke.