Yogaretreat – was du daraus mitnehmen kannst (und was nicht)
Wer an ein Yogaretreat denkt, denkt vielleicht an gesundes Essen, nette (entspannte und der Erleuchtung nahe) Menschen und viel Yoga. Eventuell malen wir uns beseelte Momente, Rohkost-reiche Mahlzeiten und ein schickes neues Mala für die Dekoration des eigenen Brustkorbes aus. Ist das Ganze dann noch nah an Puderzuckerstränden geplant, assoziieren wir gern freudig einen Baum (ja, ich meine das Asana) vor einer Palme und sehen uns selbst erfrischt nach der Praxis aus einer ebenso frischen Kokosnuss schlürfen. Nun, was soll ich sagen? Kann sein. Kann allerdings auch genauso nicht sein. Eine Woche unter Gleichgesinnten mit lauter Yoga im Plan ist toll, es verlangt allerdings etwas ab. UND es kann magisch werden- wenn du bereit bist.
Wie ein Retreat abläuft
Nun, ich will ehrlich sein: Ich weiß es nicht. Ich weiß allerdings, wie die Retreats ablaufen, an denen ich beteiligt bin. Immerhin habe ich nun schon ganze zwei Mal eine magische Woche pro Jahr an einem schönen Ort verbracht, die bezaubernde Vanessa von Om Shanti an meiner Seite und jede Menge freudiger Yogis mit dabei. Die Tage sind wunderbar, denn sie starten mit Meditation, Pranayama und Asanapraxis. Yoga am Morgen, ausgedehnte 90 bis 100 Minuten lang, das ist halt der bestmögliche Start. Der Tag ist noch jung und die Sonne verschenkt ihre erste Strahlen, die Luft ist frisch und man übt. Toll, toll, toll! Wenn dann später gefrühstückt wird, ist endlich Zeit zu schnattern und der Tag wird geplant, Strände oder Märkte besucht oder entspannt im Schatten gelegen. Wer will, kann sich eine Massage oder ein Coaching gönnen. Herrliche, langsam tröpfelnde Zeit! Am Abend kommt die zweite Praxis und dann gehts schon zum Essen. Der Tag ist in den meisten Retreats strukturiert ohne einzuengen und Yoga hat ganz viel Platz. Allerdings führe ich keine der berüchtigten Detox/ Fasten/ oder sonstige Retreats durch. Ich liebe einfach gutes Essen, besonders wenn ich mich viel bewege und kann auch einem Glas Wein am Abend was abgewinnen. Kokosnüsse dürfen es natürlich auch sein. Ich bin also nicht kleinlich.
Asanapraxis 2.0
Das Yoga ist allerdings das Allerbeste am Retreat! Genau darum geht es! Wer Lust auf mehr Yoga hat, der muss eigentlich in ein Retreat fahren. Es tut so gut, gemeinsam zu üben. Morgens wird ein Asana begonnen aufzubauen und schon am Nachmittag kann die nächste Stufe gelehrt werden. Es gibt mehr Zeit für Partnerübungen, Umkehrhaltungen und das Erkunden neuer Techniken. Hilfsmittel können ausprobiert und der eigene Körper gefühlt werden. Die Asanapraxis ist einfach spitzenmäßig, wenn man so viel üben kann. Außerdem ist Raum für ein paar philosophische Fakten, schöne Affirmationen und mehr. Herrlich! All die Praxis hat allerdings auch ein paar kleinere Nachteile. Wenn da zum Beispiel dieser Muskelkater auftaucht oder diese schmerzenden Handgelenke im Vinyasa-Retreat, oft bei ungeübteren Yogis. Und doch: Ein paar Tage intensives Yoga sind besonders. Man spürt die Veränderungen, die Fortschritte. Man spürt, wie der Körper arbeitet und wo seine Grenzen sind. Yoga ist plötzlich Hauptsache, statt ein weiterer Termin am Tag. Das tut gut, der Praxis und uns selbst.
Gleichgesinnte treffen -Fluch oder Segen?
Dazu noch diese Gruppendynamik! Wir erleben etwas zusammen, helfen uns, tauschen uns aus. Da entstehen Bande, die besonders sind – wenn man will. Genauso gibt es in jeder Gruppe (und das meist für jeden) ein besonderes „Lernfeld“ unter den Teilnehmern. Jemanden, der irgendwie zu nerven scheint oder an die blöde Nachbarin von Zuhause erinnert. Oft lösen sich anfängliche Distanzgefühle im Laufe des gemeinsamen Lernens auf, aber halt nicht immer. Noch dazu weiß man manchmal nicht, mit wem man auf einem Zimmer landen wird (es sei denn die Freundin fährt mit). So lernt der Yogi etwas, was auf Matte und im Leben nie fehlen darf: Sanftmut, Toleranz und Flexibilität. Trotzdem liebe ich die Gemeinschaft mit all diesen Yogis! Und bisher sind die Gruppen wunderbar zusammen gewachsen, jedenfalls da, wo es nötig war. Und nirgendwo kann man enthusiastischer über die Art des Kopfstandes sprechen oder Patanjalis Weisheiten bis in die Nacht diskutieren, als in einem Yogaretreat!
Gemeinsam auf dem Yogaweg
Ein Retreat fordert uns auf, den sogenannten Anfängergeist zu behalten und neugierig zu bleiben. Da sein und mit den Augen eines Schülers zuhören und aufsaugen. Was gar nicht so leicht ist, wenn wir schon viele Lehrer erlebt haben und eine gute eigene Praxis besitzen. Vorlieben, Abneigungen und das immer wieder aufbegehrende eigene Ego wollen gehört, beruhigt und sanft zur Seite geschoben werden. Es geht um unsere Praxis, um ein neues Erlebnis und um das Lernen. Was nicht heißen soll, dass alles mitgemacht werden muss. Die eigene Haltung entscheidet, wie viel wir mitnehmen. Wer meckert, ist mit seinen Erwartungen beschäftigt. Wer offen bleibt, kann die Magie sehen. Ich sagte schon, dass das nicht so einfach ist, oder?
Was du brauchst, damit dein Yogaretreat magisch wird
Wenn du dich irgendwann entschließen solltest, mit einer Gruppe wegzufahren und dich eine ganze Woche lang dem Yoga zu widmen – dann lass dich ein. So schwer es ist, so wunderbar ist es. Neue Menschen zu treffen, eine Leidenschaft zu teilen, auszuprobieren – genau darum geht es. Den eigenen Erfahrungsraum ein wenig zu erweitern und etwas über sich und das Leben zu lernen. Die Themen, die gerade im Leben präsent sind, auf dem Schirm zu haben ist ein weiterer Schlüssel für Magie. Hieraus entsteht die Intention für dein Retreat und damit die Richtung deines inneren Kompasses. Diese Absicht am Anfang bewusst zu setzen, ist einer der Schlüssel für ein besonderes Erlebnis. Wir beginnen mit ihr an uns zu arbeiten. Die Praxis, die Meditationen, die Zeit dazwischen – all das wird Ausdruck unseres Themas, spannend und intensiv.
Mehr machen
Wer will, kann in vielen Retreats noch mehr machen. Manche Lehrer bieten philosophische Gespräche an, meine Freundin Vanessa nutzt die körperliche Arbeit der Thai-Yoga-Massage, um noch mehr zu lösen. Ich biete in meinen Retreats immer Coachings an. Wer will, kann in dieser geschützten Woche ein wenig Zeit mit mir verbringen und ein Thema bearbeiten. Wo auch immer dich die Sehnsucht hinzieht, schau hin und überlege, was du brauchst. Es gibt die wildesten Kombinationen und schönsten Themen, wenn man sich ein wenig umschaut!
Reich aus dem Yogaretreat zurück kommen
Zurück kommst du dann mit Erfahrungen über dich. Auf der Matte hast du dich gespürt, deine unterschiedlichen Tagesformen erlebt. Du weißt besser, was dir gut tut und was nicht. Wenn du hingeschaut hast, dann hast du eine Idee mehr darüber, wer du bist und wo deine Themen liegen. Vielleicht hast du Freunde gefunden oder festgestellt, wie sehr du alles Bekannte Zuhause vermisst. Alles kann sein, alles darf sein. Ein Retreat ist eine andere Art von Abenteuer – geschützt und doch aufregend.
Was du nicht bekommst
Auch, wenn es wahrscheinlich gar nicht nötig ist, grenze ich ein wenig ein. Denn ein Retreat ist anders als so manche Erwartung (jedenfalls die, die ich mir ausmalen kann). Es ist…
Kein Cluburlaub
In den meisten Retreats gibt es Momente am Tag, wo die Schüler unter sich sind. Yogalehrer bereiten die nächste Stunde vor, erholen sich kurz (ja, auch wenn die Umgebung schön ist, ist es oft anstrengend) oder sind in einer Einzelbehandlung. Außerdem brauchen die Teilnehmer wirklich Zeit, um zu entspannen, sich kennen zu lernen, vielleicht auch die Umgebung zu betrachten. In meinem Ideal muss die Zeit ein wenig zäh tröpfeln in so einem Retreat. Also keine Dauerbespaßung, eher Entschleunigung.
Keine Therapie
Therapeutische Behandlungen sind ebenfalls schwer. Wer echte Probleme hat, körperlich oder geistig, braucht echte, intensive Hilfe – keinen Retreat. Der kann später kommen, aber erstmal gilt es anders zu heilen. Die tägliche Arbeit mit dem Körper und in der, anfangs noch fremden, Gruppe, sind auch herausfordernd – so schön es ist. Außerdem sind Yogalehrer keine Ärzte, Physiotherapeuten oder sonstige Heiler. Sie leiten Yogastunden an – nicht mehr, nicht weniger.
Kein Schnellkurs
Vom Anfänger in die Level 2 Kurse mit nur einem Retreat? Das ist nicht das Ziel eines Retreats. Vielmehr geht es um etwas anders. (s.o.) – aber eigentlich ist das klar, oder?
Yogaretreat Pläne
Wer jetzt neugierig ist, was ich plane, der muss sich noch gedulden. Das Wochenende nach Ostern steht schon fest, mit der bezaubernden Vanessa von Om Shanti (mehr auf ihrer Seite). Außerdem wird es ein Ayurveda – Yoga- Coaching-Wochenende bei der Rosenberg Akademie geben und vielleicht auch wieder eine tolle Woche in der Sonne. Die in diesem Jahr hab ich so genossen! Tolle Yogis, viel Sonne und vor allem Zeit für jede Menge Yoga – was will man eigentlich mehr?
Habt ihr schon Pläne? Ward ihr auf Retreats und wie waren eure Erlebnisse? Ich bin sehr gespannt und freu mich auf eure Kommentare!
Bis bald und Namasté
Silja
PS: An dieser Stelle noch mal ein riesiges Dankeschön für die wunderbare Zeit mit all den Yogis, die mir in diesem Jahr ihr Vertrauen und ihre Zeit geschenkt haben und an Vanessa, die mit mir gemeinsam unterwegs war. Es war eine tolle Zeit!
1 Kommentar
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Nice article!
Yes, a yoga retreat can be magical indeed! I always feel so united after a yoga retreat – I come to the realization that we’re all the same – we are all connected. So beautiful! (even though I am not always open from the start..) And it’s always good to connect to your deeper self again, to nature, to your breath. It’s not always easy though to stay with this feeling afterwards, to stay connected, but some just leave an imprint on you.
If I can leave some advice here, I would really recommend Ocean & Yoga, in Portugal. It’s one of those retreats that is genuinely special, because it is intimate, it is on a beautiful organic farm that immediately feels like home, and the combination with surf is interesting! A real treat that stays with you 🙂
Thanks for sharing your story, really nice to read!