Mit diesen kleinen Regeln klappt das Feedback geben und annehmen gleich besser.
Feedback scheint wirklich für manche ein Geschenk zu sein, dass sie sich nicht gewünscht hatten. Also so gar nicht. So ähnlich wie die Weichpakete früher als Kind, wenn man auf die Barbie / die Autokiste/ …(setze deinen Lieblingswunsch als Kind ein) gewartet hatte und dann….Socken bekam. Heute freue ich mich sehr über Socken. Sie halten mich warm an kalten Abenden. So! Tja und Feedback? Ohne Feedback Leute geht für mich nix! Nach jedem Seminar, nach jedem Coachingzyklus, nach Projektarbeiten….: Ich will wissen ob ich etwas verbessern kann und ich will wissen was für den anderen gut war, mit dem ich gearbeitet habe. Feedback ist ein Geschenk, dass mich wachsen lässt. Das weiß ich mittlerweile genau. Es hat mein Selbstbild über die Jahre sehr verändert und es tut sehr gut nach und nach besser zu wissen, was die Leute so beschäftigt, wenn sie mit mir Zeit verbringen.
Was also tun, wenn Leute kein Feedback wünschen oder gar nicht daran fragen? Erstmal interessiert mich immer der Grund. Ich glaube an drei mögliche Gründe für Feedbackverweigerer:
Schlechte Erfahrungen
Wer hier mitliest hat schon gelernt, dass unser Hirn leider total gut schlechte Erfahrungen samt dazugehöriger Emotion abspeichert – in diesem gemeinen, kleinen Mandelkern. Wenn wir dann in ähnliche (neue) Situationen kommen, dann wird das alte Netzwerk aktiviert und mit ihm die Erinnerung an das schlechte Gefühl. Aua! Das mögen wir nicht und blocken ab. Bewusst, unbewusst – das ist eigentlich egal. Manche von uns haben eine Hypothek an schlechten Gefühlen zu manchen Situationen, andere eher einen glänzenden Erfahrungsschatz. Wer noch mit der Belastung aus alten Situationen kämpft, dem sei gesagt: Dem anderen sagen, dass man ein wenig sensibel ist hilft oft und dann….trotzdem: Zuhören. Abwarten. Abwägen.
Selbstwert im Keller
Manchmal fühlen wir uns blöd, sind unzufrieden mit uns, nörgeln schon mit uns selber. Dann wollen wir kein Feedback, denn wir machen uns ja gerade schon selber so schön runter. In solchen Momenten glauben wir auch nicht daran, dass wir etwas Gutes hören könnten oder in der Lage wären aus einem kritischen Feedback zu lernen – wozu also das Ganze? Genau! Wunden lecken, aufhören sich selber fertig zu machen ist das einzige was hier hilft. Nur wer seine Ressourcen spürt kann aufrecht und gut Kritik annehmen.
Feedbackgeber wird nicht aktzeptiert
Das ist bitter aber auch manchmal wahr. Nicht von jedem wollen wir ein Feedback nehmen. Manche finden wir blöd oder dumm. Manche würden wir gerne selber erst mal richtig kritisieren, bevor sie sich melden dürfen. Manche machen uns neidisch. Keinem davon wollen wir erlauben uns etwas zu sagen. Schade. Meistens ist unsere Animosität etwas, was in uns liegt und wenig mit dem anderen zu tun hat. Wenn wir uns klar werden, was genau wir am anderen nicht mögen können wir trotzdem zuhören und dann immer noch überlegen, was wir uns annehmen..aber dazu gleich noch mehr.
Was hilft denn ein Feedback gut anzunehmen?
Als erstes sollte der Feedbackgeber ein paar grundsätzliche Regeln einhalten, die tun einfach gut wenn man was gesagt bekommt. Und die sind:
- Alles in der „Ich-“ Form rückmelden, also z.B.: „Ich fand das nicht so schön als du…….Das wirkte auf mich als ob du……“
- Nur das, was man selber wahrgenommen/ gesehen/ erlebt hat zurück melden und ansonsten die Rückmeldung den Personen überlassen, die das weitergetrascht haben.
- Unklare Situationen vor einem Feedback klären, heißt: Offene Fragen / Hypothesen erstmal auf Wahrheitsgehalt prüfen, z.B: „Ich hatte das Gefühl du würdest….. Stimmt das?“
- Und wichtig! Wichtig! Wichtig! und so profan: Mit den angenehmen Dingen starten. Das macht das Gegenüber aufgeschlossener für das, was kommt und hilft unserem Selbstwert ein wenig den eventuell noch kommenden Rest gut zu verpacken.
- Wenn möglich ausgewogen – also Positives und Negatives in gleichem Umfang, heißt auch ausgewogen konkret, ausgewogen bezüglich der Beispiele usw.. Wenn das nicht geht ehrlich sagen, was man mochte und loslegen….aber Achtung (!) auf das Gegenüber: Feedback macht nur Sinn, wenn der andere es nehmen kann…. sonst wird noch eine Hypothek aufgebaut (s.o.)
Und dann helfen vielleicht ein paar kleine Tricks nach und nach Feedback entspannt nehmen zu können:
Anhören, nicht rechtfertigen, Klärungsfragen stellen.
Erste Regel bei der „Geschenkübergabe“. Es ist erstmal unerheblich warum man was gemacht hat. Erklärungen sind also Mumpitz. Wichtig ist gerade, wie es beim anderen ankam. Anhören, nachfragen – und sacken lassen.
Es ist nur ein Eindruck.
Wichtiger Satz während man ein Feedback bekommt. Eine Rückmeldung ist wie ein Zeugenbericht bei einem Unfall. Ein anderer Blickwinkel auf das gleiche Geschehen. Nicht mehr, nicht weniger. Kein Blickwinkel ist besser oder schlechter. Also nicht zu sehr erschrecken wenn der Blickwinkel was ganz anderes (vielleicht unvorteilhaftes?) wiedergibt. Ob was dran ist, das kann man später noch überlegen.
Das Ergebnis zählt.
Was wollte ich erreichen? Habe ich es erreicht? Viel wichtiger als der Blickwinkel ist das Ergebnis. Ich zum Beispiel mag gerne Trainings geben, in denen die Leute lernen und Spaß haben. Darum ist ein Feedback für mich am Ende eines Trainingstages unerlässlich. Bei anderen Situationen geht es mir eher um das Ergebnis, wenn ich dann was zu meiner Wirkung höre ist das gut aber, hm, wie sage ich das nett, einfach nicht so wichtig?
Manchmal fällt es tief.
Eine Rückmeldung schmerzt manchmal. Und zwar dann, wenn sie unsere Grundbedürfnisse z.B. nach Zugehörigkeit, Anerkennung oder unseren Selbstwert gefährden. Da macht es Sinn drüber nachzudenken. Hab ich das schon mal gehört? Ist vielleicht was dran? Wieso schmerzt mich das so? Im ersten Moment schieben wir meist unseren Schmerz als Empörung verkleidet auf den Feedbackgeber („So ein Idiot!“) – später erst (wenn es gut läuft) merken wir: Da könnte was dran sein.
Annehmen oder ziehen lassen.
Wir können nicht allen gefallen. Das Ziel von Feedback ist es immer mehr über die eigene Außenwirkung zu erfahren und so nach und nach immer freier im Handeln zu werden. Das, was uns weiterbringt sollten wir annehmen – das, was wir für Mumpitz halten nicht. Tief atmen, vorbei ziehen lassen. Auch manchmal eine gute Lösung!
5 Kommentare
-
Wie immer sehr schön und treffend geschrieben! LG Steffi A. ��
-
Von mir dafür ein Paar schön warme Socken 😉 Ich lese gerne Deine für mich immer wieder lehrreichen Blogs. LG. H
-
Warme Socken sind spitze! Danke fürs Feedback 🙂
-
Danke dir und bis bald 🙂
Pingbacks
-
[…] schnell zieht dich vermeintlich konstruktives Feedback runter? Kaust du gefühlt zu lange an einer Kritik herum? Dann ist dies deine Folge! Denn es wird […]