Vegan unter Freunden: Wie man als vegan essender Mensch entspannte Abende verlebt
Zum Essen eingeladen:
Ich gehe gerne essen, auch bei Freunden. Früher allerdings noch lieber, denn mittlerweile beschleicht mich die Unsicherheit: Werde ich satt werden? Gibt es überhaupt was für mich? Denn da teilen sich die Lager (und ich bin mir sehr sicher, dass es nicht an mangelnder, gegenseitiger Sympathie liegt). Ich habe Freunde, die fröhlich auf die (spärlichen) Beilagen weisen und Sachen sagen wie: „Schau mal, das darfst du doch oder?“ – und dabei anscheinend meinen sehr guten Appetit vergessen haben. Ich bin dann in der Zwickmühle: Einfach alles wegessen (bei Buffets kann man ja verschämt mehrmals gehen und den Salat so langsam wegschaufeln)? Oder mit Hunger den anderen zusehen? Mein persönliches Highlight war eine Grilleinladung in der es „für mich“ Baguette und Ketchup gab. Spitze! Aber Frau lernt und daher rufe ich nun entweder vorher an und frage, was es gibt und ob ich was mitbringen soll (für mich und die anderen, die so was auch mögen) oder ich gehe satt hin und schreibe für die Planung der Gastgeber: „Komme erst gegen acht und habe dann leider schon gegessen“. Highlights gab es einige. Meine Eltern mit einem veganen Menu für mich (!!!) oder aus der letzten Woche was Tolles: Da hat eine alte Freundin, die ich lange nicht gesehen habe auf meine SMS zurück geschrieben: „Aber lass etwas Platz da, ich habe etwas für dich.“ und es gab, auf einem üppigen Buffet, ein Rezept aus meinem Blog! Nachgekocht und in so ausreichenden Mengen vorhanden, dass ich und die anderen Gäste gut essen konnten. So toll kann´s auch laufen!
Essen gehen:
Hier ist man….im Mittelpunkt. Denn die Fragen beim Kellner (es sei denn man sitzt in einem schicken veganen Restaurant) sorgen für ungeteilte Aufmerksamkeit der Runde. Es hat was von Sallys „Extrateller“ und es fühlt sich je nach eigener Befindlichkeit nicht immer glamourös an. Es gibt Veganer, die raten in diesem Zusammenhang nicht so streng zu sein und lieber den Käse zu essen. Was ich verstehen kann – aber für mich keine Alternative ist. Ich möchte nicht etwas essen, was ich nicht essen mag, nur damit die anderen mich nicht komisch finden. Also gilt: Augen zu und durch! Ich rufe mittlerweile allerdings oft vorher an, wenn ich unsicher bin, ob es was für mich gibt. Das hat in guten Restaurants für sehr leckere Menuabfolgen gesorgt – allerdings auch hier mit erhöhter Aufmerksamkeit („Das sieht aber toll aus!“ ).
Kleine Diskussionen bei Tisch:
Die Aufmerksamkeit ist einem ja sicher, wenn man auf das ein oder andere verzichtet. Nicht nur bei veganer Ernährung ist das so. Ihr könnt ja mal versuchen auf einer Party ohne nachvollziehbaren, direkten Grund (wie z.B. „Ich bin der Fahrer“) zu sagen: „Ich trinke heute keinen Alkohol“. Da ist auch gleich was los. Gar nicht böse gemeint, aber Fragen gibt es viele. Und die Reaktionen auf die Antwort „Ich esse gerne vegan“ sind sehr unterschiedlich. Von echtem über geheucheltes Interesse zu verdrehten Augen und offener Kritik war bisher schon viel dabei. Mittlerweile diskutiere ich nicht (…..sie bemühte sich redlich im Rahmen ihrer Fähigkeiten…) und antworte auf das, was gefragt wird. Dann erledigt sich das schnell. Die „Du hast aber Lederschuhe an/ Was ist mit dem Shampoo?/ Gemüse lebt auch“-Diskussionen versuche ich zu vermeiden. Da kommt man in Teufelsküche. Im Zweifel gehe ich… kurz ins Bad.
Die Zeit verändert:
Anfangs waren manche Verwandte und Freunde vielleicht überfordert und ich habe Tipps für Kekse gegeben, die man im Discounter kaufen kann und die ich auch essen mag. Verhungert bin ich ja offensichtlich nicht. Nach Monaten aber ändern sich die Zeiten. Da backen liebe Freunde bei Geburtstagen plötzlich aufwändige vegane Torten, an dich ich mich nicht mal selber gewagt habe. Andere Freunde sind nun auch vegan (ich schwör – ich hab nicht missioniert!) und wieder andere haben Spaß Rezepte auszuprobieren und machen mir so eine Freude. Das macht mich sehr glücklich! Es freut mich, dass meine Lieben so aufmerksam sind.
3 Kommentare
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hallo Silja,
ich les hier so gerne weil du immer so angenehme Atmosphäre verströmst. Man (also ich halt) kann gut spüren wie unaufgeregt es bei dir abläuft. Nun, zumindest hier bei diesem Thema eben, ich kenne dich ja nicht :o))
Dass du allein in deiner Familie vegan lebst ist wirklich beachtlich, noch mehr die Konsequenz die du an den Tag legst, aber das weißt du bestimmt.
Deine Art und Weise damit umzugehen finde ich sehr, sehr angenehm und schön.
Ich wünsch dir viele sonnige Momente!
liebe Grüße von mir
Sopherl -
Danke. Das ist aber ein toller Kommentar – ich freue mich sehr.
Hab einen schönen Abend!
Liebe GrüßeSilja
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so ähnlich gehts mir auch langsam, nach anfänglichem wundern sind einige freunde jezt auch vegan oder es wird zum büfee bewusst was vegane mitgebracht auf meinem geburtstag, schön….