Älterwerden oder wie ich lernte, im Moment zu sein

Älterwerden oder wie ich lernte, im Moment zu sein

Älterwerden oder wie ich lernte, im Moment zu sein

Vor Jahrzehnten wies mich eine Freundin daraufhin, dass mein Oberkörper leicht nach vorne gekippt sei – beim Gehen versteht sich. Ungeduldig schüttelte ich den Kopf und wollte die Wahrheit darin gar nicht sehen. Ich hab mich eher geärgert über diese rüde Bemerkung. Bis sie mir neulich wieder einfiel. Ich brauchte neue Joggingschuhe und ging, motiviert bis in die Zehenspitzen, zum hiesigen Laufshop. Irgendein paar Schuhe passte gut. Noch schnell ein Laufbandvideo, um zu schauen, ob denn auch alles genau richtig sei, wurde angefertigt. So sah ich mich nach Jahrzehnten laufen. Auf einem Band. Den Oberkörper nach vorne und dachte ans Älterwerden und wie ich lernte, im Moment zu sein.

Zwei Schritte zu schnell

Mein Leben lang habe ich Pläne gemacht. Erst, wie ich die Vokabeln für die erste Französisch Arbeit neben Volleyballtraining und Musikschule lernen könnte. Später, welche Ausbildungen ich wie aufeinander aufbauen würde, um eine fabelhafte Karriere hinzulegen.Im Verlauf zeigte sich, dass ich nicht alle meine Pläne wahrmachen würde. Was gut ist, soviel ist sicher. Ich plante meine Selbstständigkeit, plante nächste Events, plante Einkäufe und Wochenendtrips. Nichts davon ist außergewöhnlich, wir alle tun es. Doch gefühlt rannte ich  nach vorne. So wie bei Kopf nie ganz über meiner Hüfte war, so war ich nie ganz im Moment. Immer mit dem nächsten beschäftigt.

Wenn das System angespannt ist

Mit dem Beeilen wollen (um endlich anzukommen), kam die Anspannung. Hier und jetzt schien nur ein Mittel für das glitzerndere Morgen. Ein Versprechen hing in der Luft: Um die Ecke, da würde es besser, ruhiger, schöner, sicherer. Wir alle sind gewohnt zu rennen. Gewöhnen uns an das Tempo. Ist das System nur lange genug angespannt, wird die Grundspannung nicht mehr fühlbar. Sie wird zum neuen Normal und damit zum neuen Sicher. Plötzlich brauchen wir Anspannung, sonst fühlt sich das System nicht mehr „richtig“. Unruhe setzt ein, wenn wir uns hinsetzen. Meditieren scheint eine crazy aufregende, unmögliche Aufgabe. Der Kopf springt buchstäblich im Dreieck. Wir scheinen Ablenkung zu brauchen, um uns entspannen zu können.

Nicht unters Bett schauen

Verrückt ist, dass unser System Sicherheit und Anerkennung sucht, die es irgendwann einmal vermisst hat. Wie ein Programm, was läuft und sich anstrengt, unter der Nutzung all der antrainierten Muster, um endlich anzukommen. Wobei Ankommen auf einer anderen Ebene, dem des autonomen Nervensystems, sabotiert wird, da sich jede Veränderung (auch die des Zustands, also der Anspannung) wie Gefahr anfühlt. Hm. Wir haben Angst vor einem Monster, das unter unserem Bett scheint und trauen uns nicht nachzuschauen. Stattdessen rennen wir herum oder betäuben uns mit Genussmitteln und entwickeln eine Dopaminabhängigkeit durch den wilden Mix aus Zucker, Alkohol, Handyscrollen etc.

Älterwerden

Das Verrückte passierte bei mir erst, als ich älter wurde. Irgendwann jenseits der 35, wahrscheinlich unter dem Einfluss der ersten Hormonumstellungen, zog etwas in mir an mir. Wie ein leiser Ruf, eine feine Sehnsucht. Ich fand Yoga. Versuchte mich mit Meditation. Es lief manchmal sehr gut, dann wieder gar nicht. Erleuchtung wurde kurz auch ein weiteres Ziel. Ein Versprechen: Wenn ich da erst wäre, dann…. Wenn die Tage jedoch weniger werden und wir die eigene Vergänglichkeit zu spüren bekommen, verrückt sich etwas zum Guten. Mir schien das Rennen immer unsinniger. Ich konnte dennoch lange nicht aufhören. Es gibt zig Radikal-Glücklich-Podcast Folgen zum Thema Pausen machen lernen.  Schau zum Beispiel hier und hier. Der Prozess war sachte und wunderbar.

Das Licht anmachen und nachschauen

Das Monster unter dem Bett verschwindet, wenn wir uns ihm stellen. Wir müssen das Licht selbst anmachen. Für mich begann es mit Therapien und Coachings. Ich begann zu atmen (hier ist die Technik) und hab gelernt: Im Moment sein lerne ich nur im Moment. Hier und jetzt. Präsenz aufbauen. Atmen. Der Tipp von Eckhart Tolle, meinen Atem zu fühlen, wenn ich irgendwo bin, war hilfreich. Irgendwann wurde das, was ich erst geübt habe, zur Gewohnheit. Im Körper Gefühle finden und auflösen klappte besser und besser. Hier und jetzt: Was ist da? Wie kann ich es richtig anschauen, also fühlen statt darüber nachzudenken? Körper statt Kopf wurde ein Mantra. Älterwe

Gehen lernen

Ich übe seit ein paar Wochen Ballett. Eine Freundin hatte die Idee und ich fand es fabelhaft. Wie wunderbar. Davon hatte ich als Kind geträumt. Was wir üben: Ich lerne alles mögliche aber vor allem gerade zu stehen. Das ändert, wie ich gehe. Ich achte darauf, dass mein Kopf nicht mehr vorne ist. Ich will diesen Moment mit dem ganzen Körper erleben. Will hiersein. Präsent sein. Es fühlen. Also gehen und nicht schneller sein wollen. Allem seine Zeit geben. Es gibt keinen Preis, wenn wir uns beeilen. Keinen Gewinn von Hektik. Im Gegenteil. Wir alle sind bessere Menschen, wenn wir den Frieden in uns als unsere Aufgabe sehen und lernen ihn uns zu schenken. So beginnt Veränderung: Mit einem Schritt nach dem nächsten. Langsam. Unser Tempo. Unser Weg.

Habt ein schönes Lichterfest Freunde,

Bis bald,

Silja

PS: Noch könnt ihr in mein Jahresend-Programm MAGIC springen. Schaut hier. Es gibt einen wirklich tollen Workshop zum Loslassen als Aufzeichnung, jede Menge Inhalte, Meditationen und mehr UND einen richtig schönen Start ins Neue Jahr am 3.1.26.

PPS: Mein 3. Buch beinhaltet noch viel mehr rund ums Älterwerden samt all meiner Techniken. Du kannst es z.B. HIER vorbestellen. (Link führt zum Ecobookstore, non-affiliate)

Hallo, ich bin Silja. Gründerin von Glücksplanet und Trainerin, Coach, Yogalehrerin, fröhliche Mama von drei Söhnen, glückliche Ehefrau, begeisterte Pflanzenesserin, beseelte Yogaübende. Mein Herz schlägt für Psychologie und Coaching, Yoga und gutes, gesundes Essen. Ich schreibe mit Leidenschaft über alles, was helfen kann ein glückliches, entspanntes und begeistertes Leben zu leben. Mehr findest du auf meiner "Über mich" Seite. Für tägliche Inspiration folge mir auf Facebook oder Instagram.

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