Selbstbewusst leben – für die meisten von uns nicht immer so einfach.
Selbstbewusstsein
Wenn ich Leute treffe, dann höre ich manchmal Sätze wie „ich bin halt nicht so selbstbewusst wie du“ oder „Das kann ich nicht, dazu fehlt mir das Selbstbewusstsein“. Hab ich auch schon mal gesagt und es gibt sicher Situationen, da würde es mir heute noch gerne rausrutschen. Zum Glück sind die allerdings viel seltener als noch mit 15 oder 25 oder 35 – was gut ist und gut tut.
Der Weg zum Selbstbewusstsein
Damit uns unser Selbst bewusst wird und wir es dann auch noch zu schätzen wissen, müssen wir zwei essentielle Dinge tun: Uns vergeben und Selbstliebe kultivieren.
Tja, gar nicht so einfach. Uns vergeben, wofür überhaupt? Bei mir war das so: In meinem Kopf (genauso wie in euren übrigens) sind eine Menge alter Erinnerungen und vor allem alter Gefühle gespeichert. Besonders gut erinnern wir alle leider die negativen Emotionen, so ist unser Gehirn gebaut. Es soll unser Überleben sichern, darum merkt es sich negative Gefühle besonders gut. In uns ist Trauer, Wut, Scham und Angst. Wir bereuen manche Situationen, an andere können wir gar nicht denken ohne nicht vor Scham rot anzulaufen. Wir sind ängstlich und manchmal wütend. Durch eine Kleinigkeit ausgelöst oft – der wahre Grund für die Wut liegt manchmal Jahre zurück. Ein erster Schritt ist also hinzuschauen und all die dunklen Ecken und wenig heroischen Taten sehen und zu vergeben.
Akzeptiere, was war – und lass es los!
Wenn wir davon ausgehen können (und das tue ich) , dass wir alle zu jeder Zeit auf unserem Weg das Beste tun, was wir in diesem Moment tun können, dann wird das akzeptieren der eigenen Fehler leichter. Klar, hinterher ist man schlauer und es gibt eine Menge Dinge, die würde ich heute gerne streichen weil sie (vom heutigem Standpunkt aus betrachtet) peinlich, egoistisch, berechnend, unempathisch oder schlicht dämlich waren. Kann ich aber nicht. Ich tue mein Bestes. Jeden Tag. Ich lerne, ich verwerfe, ich denke, ich bin. Wir alle sind nicht perfekt und werden es nie sein. Was wir lernen können jedoch ist uns selbst so zu nehmen wie wir sind. Mit all den Fehlern und Kanten, mit den Macken und Sorgen. Wir sind so gut, wie wir können. Die Vergangenheit loszulassen ist essentiell für das Selbstbewusstsein. All die Labels, die wir gebildet haben – weg damit, wenn sie dich klein halten. Denkst du zum Beispiel: „Ich bin nicht so schlau wie die anderen?“ Dann gibt es eine Situation, in der du das zum allerersten Mal gedacht hast – hör hin, wenn der Gedanke wieder kommt. Woher kennst du ihn? Dann lass ihn los. Hör auf das zu glauben. Klar gibt es Schlauere, Hübschere, Dünnere, Gebildetere – sicher. Na und? Wir alle kochen nur mit Wasser. Wir sind alle eher gleich als unterschiedlich. Deine Aufgabe ist DICH so zu nehmen wie DU bist. Such all die Situationen, in denen du angefangen hast schlecht über dich zu denken. Und schau sie dir an, dann lass sie ziehen. Mir hilft es mir vorzustellen, dass sie wie Nebel wegziehen. Sie sind Vergangenheit.
Selbstliebe kultivieren
Selbstliebe beginnt damit Dinge zu tun, die uns gut tun. Und Dinge zu lassen, die uns nicht gut tun. Schau dir deinen Alltag an, deine Essgewohnheiten, dein Tagespensum, deine Routinen und Gewohnheiten: Was davon würdest du jemanden raten zu tun, den du von ganzem Herzen liebst? Würdest du zum Beispiel einem süßen kleinen Kind mehrere Riegel Schokolade in den Mund schieben? Oder eine ganze Packung Chips? Oder würdest du dafür sorgen, dass es ein bisschen was Gesundes aber sehr Leckeres isst? Würdest du es wachhalten und den ganzen Abend Fernsehen schauen lassen? Oder mit ihm im Bett kuscheln und ein Buch lesen? Die Liste lässt sich unendlich fortführen. Der Kern ist:
Tu das, was gut für dich ist.
Einen unendlichen Schritt weiter im Punkt Vergangenes abarbeiten und Selbstliebe kultivieren hat mich meine Meditations- und Yogapraxis gebracht. Tue, was gut für dich ist. Für deinen Körper: Dehne dich, strecke dich, atme ruhig dabei, schließe die Augen und fühle welche Muskeln sich hart anfühlen und verspannt. Fühle, wo du eine Massage brauchen könntest. Lerne wahrzunehmen, ob du deinen Kiefer verspannst oder deinen Kopf einziehst. Unser Körper ist mit unserem Geist verbunden. Wir merken körperlich sofort, wenn wir uns Ärgern oder Angst haben. Die Leitung ist schnell und direkt. Das tolle ist: Sie funktioniert in beide Richtungen! Entspanne deinen Körper – und dein Geist wird sich entspannen. Tue deinem Körper was Gutes -und dein Geist wird sich gut fühlen. Wenn Yoga noch nicht das Mittel zum Zweck für dich ist, dann mach was anderes. Tanze in der Küche, wirf deinen Po hin und her – spring auf einem Trampolin, renn einen Berg hoch! Das, was dein Körper will, das gib ihm. Das Gleiche gilt für deinen Kopf: Hör hin, ob du das Radio brauchst oder Ruhe. Atme ein paar mal am Tag in Ruhe und fang an zu fühlen, was du brauchst. Ruhe? Gesellschaft? Dein Smartphone? Ein bisschen Grün? Die Verabredung am Abend oder Ruhe für ein paar eigene Notizen? Tu, was dir gut tut. Jetzt. Warte nicht bis zum Urlaub, bis zum Wochenende, bis du alt bist. Tu es jetzt.
Glaube das, was dir gut tut.
Jetzt wird es ein wenig schwieriger. Du willst dich selber mögen, so wie du bist? Dann lass los von all den „wenn ich erst.. 10 Kilo weniger wiege / den anderen Job habe/ die Liebe meines Lebens gefunden habe/ …“-Sätzen. Die Zeit, dich selbst toll zu finden ist JETZT. Und auch das gilt es einfach zu tun. In den Spiegel schauen und anfangen nicht die Fehler zu sehen sondern das Ganze. Das ist nicht leicht. Wir sind so darauf getrimmt unsere Fehler wahrzunehmen, das Unperfekte. Wir sind ganz schön vergiftet von all den getunten Zeitschriftencover, von den Promis mit ihren Stylisten, von den bunten Bildern auf den schönen Kanälen. Unsere Aufgabe ist aber nicht uns zu optimieren, damit wir mehr reinpassen. Unsere Aufgabe ist, uns zu lieben. Uns gut zu behandeln, damit wir dann auch Gutes tun können. Wir sind, wie wir sind. Und so sind wir – jeder auf sein Art – wundervoll. Das zu glauben kann ein langer Weg sein. Affirmationen helfen hier. Schreib dir das, was du gerne über dich selber denken würdest auf. Alles. Und sag es dir morgens vorm Spiegel, abends vorm einschlafen, so oft es geht. Wenn zum Beispiel dein Gewicht dein Thema ist, dann sag „Ich liebe meinen Körper“ und „Ich unterstütze meinen Körper immer gesünder und glücklicher zu werden“.
Erinnerungen, die gut tun.
Kultiviere neben den Affirmationen auch eine andere Erinnerungspraxis. Erinnere dich ganz bewusst an das Gute, was du tust. Lob dich selber, wenn dir was gelingt! Hole dir dann diese Erinnerung hervor, wenn die nächste Herausforderung wartet. Wir alle haben vor ein paar Jahren noch manche Sachen, die wir heute tun können, nie vermutet. Ich habe zum Beispiel ewig an einem Kopfstand im Yoga gearbeitet. Ich dachte: „Den schaffe ich nie!“ Dann später: „Den schaffe ich nie ohne Wand.“ Daran erinnere ich mich jetzt während ich mich am Handstand übe – denn, natürlich denke ich wieder: „Den schaffe ich nie“ – gut zu wissen, dass das so schonmal nicht gestimmt hat. So hat das auch auf der Tagung geklappt. Ich hatte einen schönen Satz Affirmationen für meinen Vortrag dabei und habe ich außerdem erinnert an all die Situationen, in denen ich erfolgreich war. In denen die Herausforderungen Spaß gemacht haben. Das hat mich leicht gemacht und es leicht gemacht. So funktioniert bei mir Selbstbewusstsein.
Vertrau auf den Prozess
Es gibt weiterhin unsichere Tage und dunkle. Und das ist ok. Es kann nicht jeder Tag ein sonnendurchfluteter Tag voll Selbstliebe und bodenloser Freude sein. Bei mir jedenfalls nicht. Ich lerne aus den dunklen Tagen meist viel. Oft habe ich nicht auf mich geachtet und etwas getan, was nicht gut für mich war. Mich zum Beispiel überfordert mit zu vielen Terminen oder mit eigenen Ansprüchen. Dann schalte ich einen Gang zurück, lass das Dunkle kommen und weiterziehen. Der nächste Tag wird meist besser. Und mit den vielen Routinen, die gut tun und mit den vielen kleinen Gesten der Selbstliebe, die ich mir angewöhnt habe, ist mein Wohlbefinden gestiegen und damit auch mein Selbstbewusstsein. Und der Weg ist ganz schön, finde ich. Er braucht allerdings Geduld.
Das Ziel ist es jedoch wert! Wer sich mag und sich so nehmen kann wie er ist, der ist selbstbewusst. Vielleicht nicht laut und forsch aber in Kenntnis der eigenen Stärken, der eigenen Mitte. Wie gut das tut. Also los geht es:
Was darf wegziehen an alten Gefühlen?
Was tust du jetzt schon und künftig, um dir Gutes zu tun? (täglich?)
Was denkst du nicht mehr, um dich nicht mehr einzugrenzen?
Was denkst du, um dich zu beflügeln?
An was kannst du dich erinnern, was dir deine Stärke bewusst macht?
Viel Spaß 🙂
13 Kommentare
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Schön :-). Irgendwie auch genau das, was ich gerade gebraucht habe. Manchmal hat man einfach einen Hänger und konzentriert sich irgendwie nur auf all das Negative was einen gerade umgibt. Und neigt zum Schwarz/Weiß-Denken. Zwischenfarben? Nö.
Und man denkt tatsächlich oftmals viel zu zukunftsorientiert. Womit ich natürlich nicht sagen möchte, dass das schlecht sei. Aber darüber hinaus vergisst man dann irgendwie ganz, dass Leben das ist, was gerade jetzt passiert, nicht erst wenn man irgendwann irgendwas bestimmtes erreicht hat.
Das gelingt mir zwar momentan ganz gut, dass mit dem gegenwärtigen Leben, aber alte Kränkungen und Kratzer am Selbstbewusstsein holen mich dann in schlechten Momenten doch wieder ein. Aber daran arbeite ich ;-).
Schöner Blog! Alles Liebe 🙂
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Hallo du Liebe, und danke für dein Feedback!
Ja das kenne ich – ich glaube uns alle holt das immer wieder ein. Ich fürchte ja (oder ist das gut?) dass es ein lebenslanger Prozess wird. Au weia. Besser wir haben auch zwischendurch Spaß dabei. Ich freu mich jedenfalls gerade sehr,dass dir der Post gefallen hat. Bis bald und liebe Grüße
Silja -
wirklich ein toller Blog. Ich habe auch manchmal das Problem und hänge oftmals wirklich durch, dann weiß ich auch nicht weiter. Aber letzten Monat habe ich eine Lösung gefunden.. ich war im wellnesshotel italien 🙂 wirklich richtig schön dort. Kann ich auch empfehlen wenn man mal einen durchhänger hat, da kommt man wieder hoch!:) Liebe Grüße Max B.
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Wow, dein Blog kann einen echt zum Nachdenken bringen! Super geschrieben, werde hier jetzt öfter mal vorbeischauen 🙂
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Haha! Lieber Max, das ist eine fabelhafte Idee. Ich denke auch, dass ich im Wellnesshotel in Italien besser drauf wäre. Nee, aber Spaß beiseite – ist doch komisch, dass wir im Urlaub wenn wir es uns gönnen es uns so gut gehen lassen. Ich fände es toll, wenn wir das alle noch viel mehr imAlltag könnten. Wellnesshotel Zuhause sozusagen……Hach ja, das wäre toll. Liebe Grüße und danke dir für deinen Besuch und dein Feedback hier Silja
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Liebe Lena,
danke dir! Ich freu mich sehr 🙂 – ja komm öfter vorbei. Bist sehr willkommen. Liebe Grüße!
Silja -
Hallo,
ein gelungener Blog und Beitrag, den kann ich gerade gut gebrauchen, da ich letztes
Jahr meine Ausbildung zur Yoga-Lehrerin gemacht habe und mein erster Kurs Ende
September anfangen wird. Ich habe noch so überhaupt keinen Plan, wie ich anfangen
soll und welche Asanas ich machen soll, mei, mir geht ganz schön das Zipperlein.
Liebe Grüße
Alexandra -
…ein sehr schöner Blog und auch der Beitrag ist einfach genial, den werde ich mir ausdrucken, um es immer vor Augen zu haben.
Dankeschön und liebe Grüße
Alexandra -
Hallo,
genau das habe ich jetzt gebraucht. Ein schöner Blog….sehr inspirierend, weiter so.
Muss das ausdrucken, um es immer parat zu haben.
Ich habe letztes Jahr auch eine Ausbildung zur Yogalehrerin gemacht und werde Ende des Monats einen Vhs-Kurs geben. Mir geht schon ganz schön die Muffe.
Dankeschön und liebe Grüße
Alexandra -
Liebe Alexandra, danke dir für das tolle Feedback. Ich hab mich sehr gefreut von dir zu lesen 🙂
Liebe Grüße
Silja -
Hihi, und eine Kollegin – noch viel schöner! Du wirst das fabelhaft machen und mit der Routine und der Entspannung wird es immer besser und besser. Meine erste Stunde war hektisch und irgendwie schräg – mittlerweile ist es viel besser geworden. Es ist ein Prozess. Lehrer und Schüler ist man irgendwie gleichzeitig glaube ich. Viel Erfolg also und noch viel wichtiger: Viel Spaß!
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Und ich war ganz schön lange nicht hier…sorry dass es mit dem Veröffentlichen gedauert hat. Liebe Grüße!
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