Klavierspielen lernen

Klavierspielen lernen

Klavierspielen lernen

Ich würde nicht sagen, dass ich es kann. Ich spiele, ja. Ich setzte mich an das schöne, dunkle Klavier in unserem Wohnzimmer und weiß mittlerweile, welche Tasten welche Töne ergeben. Ich spiele nach Noten, verspiele mich oft, ärgere mich dann. Ich übe noch, den Fluss zu finden. Ist es nicht immer so? Das eigentliche Tun ist meist weniger romantisch, als unsere Vorstellung davon? Und doch: Es packt mich, lässt mich nicht los. Es ist einige Jahre her, dass mein Unterricht begonnen hat. Ich dachte, ich lerne ein paar Tasten und einige Monate später spiele ich versunken meine Lieder. Doch es ist anders und dennoch magisch.

Etwas Neues lernen

Wenn ich das erste Lied geübt habe, werde ich meist ein wenig müder. Am Anfang bin ich noch sehr motiviert. Ich spiele die Takte, in denen ich mich verhake, wieder und wieder, bis sie „glatt“ sind, wie meine Lehrerin so schön sagen würde. Nach gefühlt viel zu kurzer Zeit werde ich dann schlampiger. Einfach, weil ich es kann. Neue Dinge brauchen mehr Aufmerksamkeit. Unser Gehirn ist auf Automatismen und ihre energiesparende Wirkung angelegt. Es mag das Neue nur bedingt. Dabei ist es gut für unser Gehirn, wenn es gefordert wird. Probieren wir etwas Neues und lernen und üben, so bilden sich frische Nervenzellen und Synapsen. All unser Handeln bildet eine Spur in unserem Gehirn und der Effekt von konzentrierter Disziplin zeigt sich.

Frustration gehört zum Prozess

Ich scheitere fast immer an meinen eigenen Erwartungen. Die ersten Takte, weil so oft schon geübt, klingen wundersam und weich, bis mir ein Ton verrutscht. Hektisch versuche ich doch noch die richtige Taste zu finden und verliere meinen Rhythmus. Statt langsamer zu werden, halte ich störrisch an meinem Tempo fest.  Mit meiner bunten Vorstellung vom Spielen kann das wahre Leben nicht mithalten. Anfangs hat mir die Enttäuschung über meine vermeintlich fehlenden Fortschritte die Motivation geklaut. Wir müssen uns entscheiden, wenn wir lernen wollen. Geben wir uns zufrieden mit dem, was ist oder hängen wir uns richtig rein? Das Klavierspielen ist mein Hobby. Ich tue es aus der Freude heraus.

Wollen, nicht müssen

Als mein Sohn lange vor mir mit dem Unterricht begonnen hatte, zog das erste (damals noch geliehene) Klavier ins Haus. Ich hab geweint und wusste nicht warum. Klavierspielen ist ein lange gehegter Traum. Ich übe, weil ich es will. Manchmal spüre ich noch die 6 jährige Silja in mir, die mit ihrem Opa Blockflöte geübt hat. Viel zu oft stand er da, seine Geige in der Hand, und war enttäuscht. Man kann immer noch mehr machen, fleißiger sein. Dann muss ich mich erinnern, dass ich für mich übe. Jetzt, mit Mitte 50, steht keiner mehr hinter mir. Meine Klavierlehrerin hat Geduld. Sie betrachtet meine Mikrofortschritte mit Begeisterung . Es tut gut das umzuprogrammieren. Wie wäre unser Leben, wenn wir weniger Dinge müssten und sie stattdessen tun würden, als wenn wir sie wollten und wie wir sie wollten?

Momente

Manchmal sitze ich an diesem wunderschönen Klavier, was ich mir in einem Anfall von Überschwang selbst geschenkt habe (es war das bislang Teurste, was ich je alleine für mich gekauft hatte) und klimpere eines der Lieder aus meinem Repertoire. So gut es halt geht. Mir fehlt die Geduld , so dass nur wenige Passagen fehlerfrei werden. Es bleibt eine Arbeit im Prozess statt ein Ergebnis und ich frage mich, ob das nicht eigentlich wunderbar ist. Manchmal muss ich mich auf den Boden der Tatsachen holen. Nichts klingt so, wie ich es mir vorstelle. Es ist, als hätte ich einen Anspruch an mein Spiel. Ein inneres „Sollte“, was mich leitet und das Leben und meine Finger machen daraus etwas eigenes. Demut kehrt so ein. Ich habe über so viel weniger Kontrolle, als ich eigentlich dachte.

Musik

Mal abgesehen vom inneren Prozess ist die Wirkung von Musik, von Klang und Tönen heilsam. Es gibt Studien zum Thema Summen und Klangschalen, zur Wirkung von Naturgeräuschen und zu Instrumenten. Ich muss sie nicht lesen. Ich kann fühlen, wie gut es mir tut, wenn ich textsicher das neue Swift Album mitsingen kann oder zu einem alten Lieblingslied durch die Küche tanze. Wir entspannen uns bei Musik, wir erinnern, wir genießen. Musik ist mit unserer Geschichte verwoben und gleichzeitig webt der Teppich aus Klang unser Nervensystem in Entspannung. Ich atme tiefer. Ich lerne, wachse. Das tut gut.

Von Herzen,

Silja

PS: Lernst du auch etwas? Ich bin gespannt. Lass einen Kommentar da 🙂 und schau mal hier in diesen Post zum Thema Pausen machen lernen. Auch etwas, was so gut tut!

Hallo, ich bin Silja. Gründerin von Glücksplanet und Trainerin, Coach, Yogalehrerin, fröhliche Mama von drei Söhnen, glückliche Ehefrau, begeisterte Pflanzenesserin, beseelte Yogaübende. Mein Herz schlägt für Psychologie und Coaching, Yoga und gutes, gesundes Essen. Ich schreibe mit Leidenschaft über alles, was helfen kann ein glückliches, entspanntes und begeistertes Leben zu leben. Mehr findest du auf meiner "Über mich" Seite. Für tägliche Inspiration folge mir auf Facebook oder Instagram.

2 Kommentare

  1. Jana 3 Wochen vor

    Oh, vielen Dank fürs Teilen! Ich habe auch vor ein paar Jahren angefangen Klavier zu lernen. Und ich kenne diesen Frust, wenn man feststellt: üben muss sein, sonst wird das nix, Leichtigkeit beim Spielen kommt nicht von ganz allein. Das fand ich auch hart und hab dann ne ganze Weile nichts mehr gemacht. Aber dieses Gefühl, wenn ich an diesem wunderschönen Instrument vorbeigehe, das bringt mich zurück und dann übe ich – nicht nur das Spielen, sondern vor allem auch die Akzeptanz, dass es anders ist als ich mir dachte. Und dann ist‘s auch schön …

    • Autor
      Silja 2 Wochen vor

      Liebe Jana,

      ja das kenne ich genauso. Wie schön, dass du dran bleibst. Ich auch .Und darum geht es auch ein wenig.
      Alles Liebe und schöne Momente am Klavier,
      Silja

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