Den Druck rausnehmen – und entspannen
Als ich neulich das herbe Ende der bisher heißbeliebten To Do Listen gepriesen hatte, ahnte ich schon, dass es schwierig werden wird. Jede Veränderung kommt erst leicht daher, voller Enthusiasmus hüpfen wir ihr entgegen – bis wir in den alten Trott und Strudel zurück geraten. Nur soviel sei verraten: Die To Do Listen nicht mehr zu schreiben, so meine erste kühne Erkenntnis, holt sie nicht raus aus meinem Kopf. Sie sind noch da und mit ihnen der unwiderstehliche Drang Gas zu geben. Dabei wollte ich eigentlich den Druck rausnehmen und entspannen – und brauchte dafür noch ein paar weitere, kleine Ansätze.
In unserem Kopf
ist ja sowieso der Grund für all das Gerenne oder Nicht-Gerenne, für Momente der Ruhe und des Zentriert-seins und für die Momente, in denen wir meinen irgendwelchen Idealen hinterher jagen zu müssen. (Meist übrigens nicht mal unseren eigenen.) Ich hatte das eine ganze Zeit lang und muss immer noch höllisch aufpassen, nicht wieder in dem alten Muster zu landen. Früher war es so: Jeder Schritt, den ich mich mehr „rausgetraut“ hatte, wurde begleitet von einem „du bist nicht gut genug“ in mir. Ich glaube, die meisten kennen das. All die „ich bin nicht gut genug“ oder die „das darf ich nicht“ oder „wer bin ich denn“ sorgen dafür, dass wir uns richtig anstrengen. Sie sorgen für den einen Termin mehr am Tag, der unseren Rücken verspannen und unsere Lebensfreude schrumpfen lässt. Und all das bloß, um endlich die Anerkennung zu finden, die wir uns selbst versagen. Meistens jedenfalls.
Sich einspannen lassen
ist das andere Prinzip. Wenn wir nicht gerade rennen, um die eigenen Mängel erfolgreich zu kompensieren, rennen wir für andere. „Sei nicht so egoistisch“ tönt es in uns, und wir helfen, wo wir nur können. Nicht nur da, wo wir wollen oder wo wir wirklich gebraucht werden. Nein, wir lassen uns einspannen von Erwartungen und manchmal sogar mehr oder weniger subtilen Forderungen anderer. Was eigentlich nicht schlimm wäre – also, würden wir unsere eigenen Grenzen achten und einhalten. Wenn nicht entsteht auch hier Druck und wir kommen abends müde nach Hause und das gar nicht so glücklich, wie wir sein könnten.
Wie auch immer – Druck ist blöd
Denk ich jedenfalls. Er ist einfach etwas anderes, als Motivation oder Wille oder Begeisterung. Druck entsteht aus Angst. Sei es aus der Angst nicht gut genug zu sein oder nicht mehr dazu zugehören, nicht geliebt zu werden, zu schwach oder einfach schlecht zu sein. All diese Gedanken lassen Druck entstehen. Erschwerend kommt hinzu, dass wir uns auch noch ständig vergleichen. Wie soll man da entspannen können? Eben. Es gilt also, den Druck rauszunehmen und dabei helfen mir gerade sechs wunderbare Gedanken:
1.) Finde den Frieden – JETZT
Im Jetzt, in diesem Moment, wo du das hier liest oder in den Apfel beisst – in diesem Moment liegt der Frieden. Ängste – und damit Druck – entstehen, wenn wir uns Sorgen über die Zukunft (= nicht jetzt) machen oder Erinnerungen an die Vergangenheit (= nicht jetzt) aufkeimen lassen. Wer sich hier und jetzt fühlt, der spürt, wie der Druck entweicht. Also, das nächste Mal, wenn du dich einspannst und rennst, halte kurz inne. Frag dich: Wie geht es mir jetzt gerade? Scann deinen Körper! Versuch jede Pore und jede Zelle zu spüren. Dann atme durch und fühl, dass der Druck ein Konstrukt deines Kopfes ist und dass Abstand entsteht, wenn du JETZT bist.
2.) Such dein Warum
Wenn die Hektik und die Anspannung sich ein wenig gelegt haben, kannst du besser denken. Jetzt finde dein Warum wieder. Vielleicht kannst du dich erinnern, worum es dir eigentlich ging? Was der Grund war, für das, was du gerade tust? Wieso startest du diesen Blog? Machst diesen Job? Hast diese Familie? Bist mit x in y unterwegs? Es gibt einen Grund – und der ist immer gut. Wir alle wollen etwas Gutes entstehen lassen. Aber Gutes entsteht nicht unter Druck. Also: Was war der Grund? Finde ihn! Such den Sinn! Verbinde dich mit dem Warum für all dein Tun. Und dann frag dich: Hat dein Druck gerade irgendwas damit zu tun? Meist, jedenfalls bei mir, kommt hier dann ein klares : Nein! – Und ich kann wieder etwas freier atmen.
3.) Lass Applaus nicht dein Erfolgskriterium sein!
Das hab ich im Facebook Live Video vom 28.11. schon geteilt: Erfolg ist soviel mehr, als nur der Applaus oder das Lob anderer. Natürlich tut Anerkennung gut, aber wenn wir ihr hinterher jagen, dann entsteht auch Druck. Plötzlich machen wir uns abhängig von der Meinung der anderen. Wir beginnen Dinge zu tun, weil sie vermeintlich gut ankommen. So entsteht innere Spannung und wir entfernen uns vom Warum. Viel schöner und entspannter ist es, zu überlegen, welche Kriterien dir zeigen, dass du dein Warum verwirklichen konntest. Woran merkst du, dass du etwas davon in den Tag gebracht hast? Woran merkst du, dass du das ein bisschen mehr lebst? Such die Bestätigung lieber im Gefühl zu dir und deinem Weg, das entspannt und sorgt für eine ganz andere Motivation.
4.) Es ist genug für alle da!
Sagte meine Coach-Kollegin Mirjam neulich in einem Gespräch. Also, lass dich nicht verrückt machen, wenn andere „vorbeiziehen“ oder etwas schaffen, wovon du auch träumst. Sie sagte auch: „Sieh es als Beweis, dass es klappen kann.“ Und sie hat so recht! Sieh den Erfolg anderer als Beispiel für deine eigenen Möglichkeiten und Potenziale. Staune, was alles geht und beginn zu träumen, was du davon wahrmachen willst. Der Weg anderer ist nicht der unsere und ich glaube fest daran, dass für jeden von uns genau das wartet, was wir brauchen (oder etwas noch viel Besseres).
5.) Ein höherer Zweck
Wo wir beim Thema Besseres wären. Glaub daran, dass es einen Grund gibt für die Dinge und wie sie passieren. Ja, manchmal scheint das Leben gemein und hart und wir müssen kämpfen. Von Gabby Bernstein habe ich übernommen zu beten, dass alles so kommt, wie es das Beste für alle ist. Nicht nur für mich. Unser Blickwinkel ist eingeschränkt, wir kennen den gesamten Plan nicht. Loslassen und sich einlassen gehört dazu, wenn wir den Druck abbauen wollen. Was, wenn alles einen Plan hat? Wie undurchsichtig der für uns auch sein mag? Was wenn? Ich denke, dann müssten wir uns viel weniger unter Druck setzen – und das täte so gut.
6.) Gemeinsam rocken!
Gemeinschaft stärkt. Aufgaben, die wir gemeinsam lösen und Bindungen, die uns halten, sorgen für unsere Leistungsfähigkeit. Forscher fanden heraus, dass wir soviel mehr schaffen können, wenn wir wissen, dass wir die Aufgabe nicht alleine lösen müssen. Die Zeit ist daher längst gekommen, unnötige Konkurrenzkämpfe aufzugeben und gemeinsam den Erfolg zu teilen, zu feiern und uns gegenseitig zu stärken. Besser, wir packen es zusammen an, inspirieren uns gegenseitig, machen uns Mut und feuern uns an. Gemeinsam schaffen wir soviel mehr!
So, ihr Lieben, Zeit den Druck ziehen zu lassen oder? Wer ist mit dabei?
Ich schick euch liebste Grüße und sag bis bald,
Silja
2 Kommentare
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So schön! Danke Silja!
Vertrauen haben ins Leben – es fliessen lassen und die Angst loslassen. Genau mein Thema im Moment!
Es kommt, wie es kommen muss und ich gebe meinem grösseren Plan Platz sich zu zeigen.
<3-
Autor
Liebe Nina,
ja ich glaube, das ist für viele gerade ein Thema 🙂 und so gut, dass wir dahin unterwegs sind.
Ich drück dich und schick dir liebe Grüße,
viel Erfolg,
Silja
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