Was im späten Spätsommer zu tun ist
Die Sonne steht einen Hauch tiefer, wenn ich an einem der guten Morgen im See schwimmen gehe. Das Wasser ist kalt, so dass es beim hinein gehen ein wenig freudige Überwindung braucht und mein Atem beruhigt sich erst nach ein paar Schwimmzügen. Alles scheint mir klarer in dieser Zeit des Übergangs. Am Ende des Monats wird der Herbst beginnen. Schon heute kann ich Blättern beim fallen zu sehen und wie immer, wenn Veränderung naht, will etwas in mir festhalten. Der Spätsommer ist wie jedes Jahr eine gute Übung nicht an etwas festzuhalten, was sowieso gehen will, oder besser noch, muss.
Veränderung ist eine Konstante
„Everything you loose is a step you take“ singt Taylor Swift in „You´re on your own kid“ und mich hat die Wahrheit des Satzes neulich mitten ins Herz getroffen. Wir gehen unsere Wege und automatisch verlieren wir etwas dabei. Unser bisheriges Ich, Gedanken, Träume, Freunde -alles verändert sich – einfach nur, weil wir weitergehen. Ob ich die grauen Seiten des Herbstes mag oder nicht, es ist egal. Er kommt so oder so. Ich kann mich auch hier nur reinwerfen. Kann Pflaumen naschen und die Sonne tanken. Kann mich darüber freuen, dass ich besser schlafe, weil die Nächte diese angenehme Kühle bekommen haben. Es wird Tage geben, die werde ich lieben. Andere werde ich mir schön machen müssen. Der Herbst kann viel Gutes haben. Von warmen Kakao über Zimtgeruch in unserer Wohnung, kuschelige Pullover und entspannte Filmabende. Ich werde noch mehr lesen in dieser Zeit und endlich beginnen zu malen, nehme ich mir vor.
Das, was bleibt
Wenn ich in die Sonne schaue, die immer noch kraftvoll ist, will ich sie in mich hineinsaugen. Ihre Leichtigkeit festhalten für die grauen Tage. Doch das, was wirklich bleibt, sind nicht immer die Sonnenstrahlen. Das, was bleibt, ist erstaunlicherweise ein fragmentiertes Bild aus kleinen Momenten. Manchmal brennt sich etwas ganz Alltägliches in mich ein und kommt wieder hervor, wenn ich es nicht erwarte. Aus meiner fernen Vergangenheit, meine Mutter die einen Orangenquark mit mir macht oder aus den letzten Tagen, wie die Sonne auf dem See glitzert. Wichtiges bleibt nicht immer in mir hängen, egal wie ich es versuche. Ich wünschte, ich könnte manche Momente wie kleine Filme in mir speichern, lebendig und bereit, erneut gefühlt zu werden. Doch es ist mehr ein Erinnern an das Urteil meines Verstandes über die Bedeutsamkeit, als der Augenblick selbst, was bleibt. Ich mache also Fotos, damit ich nichts vergesse vom Wichtigen. Doch die Sonne, die Sonne habe ich noch nicht fotografiert. Sie bleibt ja da, nur weniger warm wird es sein.
Den Herbst kuratieren
Während mein Kopf also speichert, was er will, versuche ich da eine Auswahl zu treffen, wo ich kann. Was schaue ich mir an und was lese ich? Welche Bilder begleiten mich oder was male ich, schreibe ich? Der Lauf der Dinge mag nicht in unserer Hand sein, doch wir können auswählen, worauf unser Blick fällt. Auch, ob er freundlich, wohlwollend, verbindend, freundschaftlich ist oder abwehrend, bewertend, kühl ist, entscheiden wir. Eine Welt, die menschlicher ist, braucht vor allen Dinge unsere Menschlichkeit. Das, was von uns selbst bleibt, liegt nicht in unserer Hand und doch wir haben Einfluss auf unser Handeln, unsere Urteile, und Gedanken und damit unser Sein. Wir können den Übergang umarmen und die Dunkelheit einladen, uns das Licht zu zeigen. Das, was weniger wird, wird meist wertvoller. Wieso also nicht die Wärme und die Helligkeit zu unserem Ziel machen?
Von Herzen,
Silja
PS: Schau auch hier für Gedanken zum Herbst vorbei.
PPS: Das Titel Foto ist von der wunderbarem Miriam Dierks. (www.liebaeugeln.com) das Foto im Text von Martin Giebel
