Was ist eigentlich Grauzonen- Trinken?
Auf die Radikal glücklich Podcastfolge rund ums strahlend – nüchtern -sein, folgt wie versprochen ein kleiner Infobeitrag rund ums Grauzonen -Trinken.Und wann wäre es passender als an Rosenmontag? Haha, hier habe ich früher ganz gerne meinen karnevalesken Tendenzen (eher unterentwickelt) mit Hochprozentigem auf die Sprünge geholfen. Aber Grauzonen-Trinken? Ehrlich gesagt kannte ich diesen Begriff früher gar nicht. Ich dachte es gibt wirklich ernste Alkoholprobleme oder halt Genuss-Trinker, wobei ich mich natürlich zu Letzteren gezählt habe.
Alkohol als Krankheit
Das Ausmaß von Alkoholerkrankungen ist weltweit immens, auch das war mir nicht klar. Die Seite, aus der ich meine heutigen Informationen bezogen habe, findest du hier. Auf ihr steht, dass alleine in Amerika 5,8 Prozent der Bevölkerung (14,4 Millionen Menschen über 18) eine „alcohol use disorder (AUD)“ diagnostiziert haben. Die Hilfsorganisationen, die bei Alkoholerkrankungen helfen können, habe ich deshalb direkt schon mal ins PS gepackt. Die Grauzone ist nämlich gar nicht so leicht zu erkennen. Aber bitte beachtet, dass dies lediglich ein paar übersetzte Fragen sind und ich keine Ärztin oder psychologische Psychotherapeutin bin, sondern einfach nur das Thema aufgrund von Fragen (quasi als Laie) aufgreifen will. Schau selbst, wie die Antworten bei dir ausfallen und informiere dich dann bei kompetenten Stellen!
Die Grauzone und ihre Fragen
Hier also die Fragen zur Abgrenzung einer Störung im Alkoholkonsum.Sie für sich selbst zu beantworten tut ganz gut und darum teile ich sie einmal (übersetzt nach bestem Wissen und Gewissen):
- Gibt es / Gab es Zeiten in denen du mehr getrunken hast oder länger getrunken hast, als du eigentlich wolltest?
- Hast du schon mehr als einmal versucht das Alkohol trinken aufzugeben, aber es nicht geschafft?
- Hast du viel Zeit trinkend verbracht? Oder mit dem Kater und anderen Nachwehen?
- Hattest du schon einmal ein starkes Verlangen etwas zu trinken?
- Hat das trinken oder die davon ausgelöste Krankheiten / Folgen (Kater o.ä.) schon einmal beeinträchtigt, wie du dich um dein Zuhause, deine Familie gekümmert hast? Oder im Job oder der Schule Probleme ausgelöst?
- Hast du weiter getrunken, obwohl es zu Ärger mit Familie oder Freunden führte?
- Hast du Aktivitäten eingeschränkt oder mit Dingen aufgehört, weil dir trinken wichtiger war?
- Warst du schon mehr als einmal in Situationen, während oder nachdem du getrunken hattest, in denen du dich hättest verletzen können (z.B. Auto fahren, schwimmen, Maschinen bedienen, durch gefährlichere Gegenden laufen, ungeschützten Sex)?
- Hast du weiter getrunken, obwohl es dich depressiv oder angespannt hat fühlen lassen oder andere Gesundheitsprobleme verstärkt wurden? Oder nach einem Filmriss?
- Musstest du schon mal deutlich mehr trinken, um den gewünschten Effekt des Trinkens zu erreichen? Oder hast das Gefühl gehabt, dass die gleiche Anzahl an Drinks einen weniger starken Effekt hatte?
- Hast du schon mal das Gefühl gehabt, dass die Folgen des Trinkens deutlich wurden, wie z.B. Schlafstörungen, Zittern, Irritation, Ängstlichkeit, Depression, Ruhelosigkeit, schwitzen etc.?
Was deine Antwort aussagt
Solltest du einige dieser Symptome haben, könnte das Trinken ein Thema sein, dem du Aufmerksamkeit schenken solltest. Je mehr Symptome da sind, umso dringender solltest du dich kümmern. Im Zweifel spricht mit einem Arzt oder einer der Organisationen, um mehr Informationen und Klarheit zu bekommen (siehe das PS). Dieser Post hier will lediglich auf die Grauzone hinweisen und ein wenig informieren.
Und nun?
Egal, ob und wieviel du trinkst, das Wichtigste ist (wie eigentlich immer), sich dem eigenen Handeln bewusst zu bleiben. Also schau ehrlich hin, was du tust und was dir gut tut und warum du es tust. Ich muss sagen, dass mir das nüchtern-sein weiter gut tut und ich in früheren Zeiten auf ein paar der Fragen hätte mit Ja antworten können. Wie schaut es bei dir aus und welche Gedanken hast du? Ich freu mich wie immer auf Austausch.
Bis bald und einen lieben Gruß,
Silja
PS: Wer sich über Alkohol als Suchterkrankung informieren will oder Hilfe braucht, kann sich u.a. an diese Stellen wenden:
Die Organisation Kenn dein Limit hilft.
Auch Verbände helfen, u.A. mit Online Beratung, schau bei: Caritas, Rote Kreuz oder Anonymen Alkoholiker
PPS: Das Foto hat die wunderbare Miriam gemacht.
4 Kommentare
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Hallo Silija!
Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich mich freue, mal wieder ein wenig mehr Text ( ohne Podcast) hier zu finden. Ich habe hier früher super gerne und oft reingeschaut, das hat sich verändert. Ich höre zwar auch oft die Podcasts, fand aber deine Texte immer so inspirierend – sie fehlen mir!
Zum heutigen Thema: Bei meiner Arbeit in einer Familienberatungsstelle habe ich immer öfter mit dem Thema Alkohol zu tun, es nimmt immer mehr Raum ein, wird manchmal ein heimliches Familienmitglied. So wichtig, immer wieder auf die Gefahren hinzuweisen und auch auf den Gewinn beim „Trockensein“. Danke auch für die tollen Fragen.
Liebe Grüße, Iris
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Autor
Liebe Iris,
danke für deine lieben Worte! Ich verstehe gut, dass die Texte dir fehlen. Ich schreibe auch gerne udn es kommen bestimmt Wieder mehr, wenn ich mir dafür wieder mehr Zeit nehme. Zur Zeit genieße ich es zu quatschen 🙂
Ich freu mich, dass du trotzdem vorbei schaust.Und zum Thema Alkohol: oh bitte behalt das gut im Auge bei den Leuten. Ich bin mir sicher, du gibst gute Impulse. So wichtig, dass wir das ernst nehmen!
Ganz liebe Grüße und bis bald,
Silja
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Hallo Silja,
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danke für den gut recherchierten Beitrag! Zu Punkt 4: absolut ja, ich hatte früher oft das Verlangen, wenn ich abends von der Arbeit kam, zuhause noch 1-2 Glas Wein zu trinken. Ich hatte damals einen sehr stressigen Job und habe mich dann oft ertappt, daß ich, als ich in der U-Bahn auf dem Nachhauseweg saß, schon überlegt habe, was ich noch trinken könnte, einfach um mich zu „entstressen“. Ich habe dann mit Kollegen darüber geredet und die meinten, daß das alles andere als „normal“ wäre und ich müßte es lernen, irgendwie anders Entspannung zu finden. Das war vor 10 Jahren. Ich hatte auch damals schon immer 2-3x pro Woche Yoga abends gemacht. Aber die 2 Gläser Wein haben mir deutlich mehr geholfen! Das hat mir damals Angst gemacht und ich habe mich gezwungen, 3 Monate nichts mehr zu trinken. Wenn ich das nicht geschafft hätte, hätte ich mir glaub’ich Hilfe gesucht. Ich habe mich immer so leer gefühlt. Jetzt habe ich ein ganz anderes Leben, glücklicher und weniger Stress und muß nicht mehr zwingend etwas trinken, um runter zu kommen. Ich trinke schon immer mal was, aber in kleinen Mengen und auch nicht so oft.
Ich glaub‘ das ist ein schwieriges Thema, ich sehe es auch bei mir im Freundeskreis. Es möchte sich natürlich keiner „outen“….-
Autor
Liebe Kath,
ja so ging es mir auch, als ich die Fragen gelesen habe. Ich glaube, das Thema ist in der Gesellschaft noch nicht ganz angekommen. Aber die Sensibilität steigt und so toll, dass du deinen Weg gefunden hast! Das freut mich sehr für dich.
Alles Liebe,
Silja
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