Von Idioten umzingelt? Wie man mit Lästerköppen umgehen kann
Wäre ich erleuchtet, wüsste ich (ohne die mehrwöchigen Schleifen, die heute noch nötig sind) direkt und sofort, dass jeder Mensch einen wunderbaren Kern hat. So allerdings, offensichtlich noch mehrere Lichtjahre von Erleuchtungen aller Art entfernt, krieg ich immer noch die Krise, wenn mir Idioten begegnen. Äh, ich meine liebevolle Menschen, die sich irgendwie verirrt zu haben scheinen. Solltest du zwischendurch auch das Gefühl haben von Idioten umzingelt zu sein oder dich mit Lästerköppen, Teilzeitmobbern oder Dauerjammerern rumschlagen müssen – dann ist dies dein Post. Herzlich Willkommen. (Die lesenden Erleuchteten lesen nicht mehr weiter sondern lassen unten einen Kommentar da, der uns anderen den Weg ins Licht weist, danke.)
Ich bin aufm Weg. Echt
Ok, eigentlich bin ich echt entspannt. Ich habe irgendwann auf dem Weg über die magische 40er -Grenze verstanden, dass jeder in einer für sich guten Absicht handelt. Dass wir uns alle bemühen. Ich glaube fest daran, dass keiner morgens aufsteht und ernsthaft so ein richtiger Idiot sein will. Uns alle eint der Wunsch geliebt zu werden, wir haben nur ganz unterschiedliche Ansichten, was wir dafür tun sollten und was generell richtig und gut ist. Ich bemühe mich daher. Ich versuche es ernsthaft gut zu machen: Wenn mir jemand begegnet, versuche ich freundlich und offen zu sein. Echt. Fast immer (ok, außer wenn ich schlimmen Hunger habe). Wer mich ärgert, den versuche ich zu verstehen und trotzdem sanft eine Grenze zu ziehen und wer mir blöd kommt, den versuche ich (irgendwann, wenn ich mich abgeregt habe) heimlich zu segnen. So weit, so ganz gut. Es sind außerdem manchmal Herzen am Himmel. Das hilft natürlich zusätzlich.
Wieso der Aufwand?
Mache ich übrigens alles aus Eigennutz. Na klar, auch um die Welt ein bisschen heller und schöner zu machen, aber vor allem um nicht verrückt zu werden. Je mehr ich in schlechten Gefühlen rumsuhle, umso schlechter geht es mir. Es ändert auch nichts. Der Kurs sagt zudem, ich wäre innen Liebe – so als natürlicher Grundzustand. Also will ich den schnell zurückhaben und dabei hilft all das Grollen und grämen nicht. Ich bemühe mich stattdessen weitestgehend um eine heitere Gelassenheit, ohne den Ärger runterzuschlucken (dazu unten mehr). Damit bin ich ganz schön beschäftigt und spätestens jetzt dürfte jeder verstehen, warum ich so versessen auf Meditation und Yoga bin. Ohne meine Praxis (und ohne regelmäßiges Essen) bin ich eine mittlere Katastrophe, daher wird brav am Status der Erleuchtung gefeilt. Mir hilft das. Ich kann tief atmen und Ärger verschwinden lassen. Ich kann die Menschen sein lassen, wie sie sind und selbst in einem guten Zustand bleiben. Meistens.
Was selten passiert
ist, dass mich etwas echt aufregt. Es gibt allerdings ein paar simple Dinge, die gehen nicht. Erleuchtung und Gelassenheit hin oder her. Ja, ich weiß, jeder ist auf dem Weg. Aber die Welt wird nicht besser, wenn wir alles durchgehen lassen. Gemeinheiten, andere runterziehen, sich lustig machen- Kinders, das geht nicht! Soviel kann ich nicht meditieren, dass ich da klar komme. Ich brauche daher etwas anderes- aber erstmal erklär ich um was es geht, äh, gehen könnte:
Ein (bestimmt ausgedachtes) Beispiel
Ok, du versetzt dich mal rein, in Ordnung? Mal angenommen, du würdest neben Job und Familie bloggen. Aus Leidenschaft, überzeugtem Mitteilungsbedürfnis, Tatendrang. Du liebst es. Mittlerweile hast du dich auch schon dran gewöhnt, dass es eine liebe Gruppe treuer Leser gibt- und eine Gruppe, die das, was du machst mittel bis total bescheuert findet. Damit kann man ja leben, die Geschmäcker sind verschieden und überhaupt braucht jeder was anderes. Dann du bekommst jedoch durch Zufall mit, wie im Umfeld gelästert wird. Was Leute sagen, wenn sich jemand was wagt. Raus bricht aus dem Gewohnten und sein Leben in die Hand nimmt. Sagen wir mal, es gäbe zum Beispiel einen neuen, mutigen Stern am Instagram-Himmel. Keiner dieser typischen glatten Instabeauties, sondern jemand, der genauso fröhlich wie furchtlos den eigenen Weg zeigt und Motivation, Schwung und frische Farbe in die Welt bringt. Und der kriegt nun sein Fett weg. Natürlich heimlich. Hinter vorgehaltener Hand.
Moral, Spiegelhormone und Idioten
Mal angenommen, sowas würde passieren….ich bin bei sowas schnell in Rage. Missgunst, Neid, Meckerei? Was soll das? Es ist schwer zu verdauen, wenn jemand moralisch so ganz anders tickt als man selbst. Das macht wütend, sauer, frustriert. Außerdem kommen noch die Spiegelneuronen ins Spiel. Diese wunderbaren kleinen Dinger, die in unserem Gehirn dafür sorgen, dass wir Mitgefühl haben und uns in andere hinein versetzen können. Wir können uns plötzlich vorstellen, wie es uns in so einem Moment gehen würde. Das macht uns meist noch eine Prise emotionaler. Die Idioten derweil sind längst mit der nächsten Idiotie beschäftigt, während unser Tag versemmelt ist.
Was zu tun ist, wenn Idioten am Horizont aufkreuzen
Ok, wir bleiben heute mal beim übereinander-reden Beispiel, ja? Erstmal müssen wir da zwei Kategorien unterscheiden: Entweder erfährst du, dass blöd über dich geredet wird oder du bist dabei, wenn jemand blöd über jemand anderen redet.
Den Mund aufmachen
Beginnen wir mit Fall 2: Du bist dabei, wenn andere schlecht reden? Ja, das passiert andauernd. Und nein, es ist nicht ok einfach stumm dabei zu sitzen. Bezieh Stellung! Zeig Courage! Sag, dass das Quatsch ist oder wenigstens, dass du auf so ein Gespräch keine Lust hast. Lenk lieber auf gute Themen, führ inspirierende Gespräche. Was sind das für schräge Runden, in denen über andere am laufenden Band hergezogen wird? Atme also durch, schieb die Schultern nach hinten und los gehts! Zivilcourage fängt genau hier an. Gut. Nun bereit für Kategorie 1?
Wieso weißt du davon?
Ist vielleicht nicht die erste Frage, aber eine, die du lösen solltest. Denn es gibt nichts Schlimmeres, als Dinge erzählt zu bekommen unter dem Siegel der vermeintlichen Verschwiegenheit. „Ich sag dir jetzt was, aber sprich xy nicht an…“ – Jedem, der über 15 Jahre alt ist und solche Sätze zu dir sagt, kannst du vertrauensvoll sanft auf den Hinterkopf hauen. Eventuell stellt dann das Ü15 Hirn wieder die Arbeit an. Denn, mal im Ernst: Entweder hat da jemand was Blödes über dich gesagt und ein vermeintlicher Freund / Vertrauter war dabei, dann stellt sich die Frage, warum der-oder diejenige in genau diesem Moment nicht eingegriffen hat. Und warum sollte man, falls die Einsicht mit Verspätung kommt, nicht ab jetzt dazu stehen, dass da was schief gelaufen ist? Ich höre mir nichts mehr an (ja, GAR NICHTS), was ich nicht ansprechen darf. Ist übrigens auch DIE goldene Regel für jede Führungskraft. Zurück aber zum konkreten Beispiel. Im akuten Moment hilft nur…
Atmen und die richtige Frage
und die ist: Warum hat das jemand nötig? Alles, was wir tun, zeigt etwas von uns selbst. Jede Geschichte, die jemand erzählt, sagt was über ihn aus. In der Psychologie spricht man beim Herziehen über andere von „sozialen Vergleichen“. Diese stellen wir alle an (manche von uns aber einfach etwas freundlicher und dafür weniger öffentlichkeitswirksam). Soziale Vergleiche nach unten (=man denkt, jemand anderes sei schlechter/ doofer/ hässlicher/.. als man selbst) zeigen einen eher mauen eigenen Selbstwert, so die Wissenschaft. Es ist auch irgendwie logisch: Wer souverän ist, braucht nicht blöd über andere maulen. Atme also tief und überleg dir, warum das jemand gerade nötig hat. Was zeigt dir das über denjenigen? Geh mit dem Fokus weg von dir selbst und entspann dich. Und dann wähle:
Wer keine Aufmerksamkeit bekommt, dem wird es langweilig
hat mein weiser Vater mal gesagt und mir in den wilden Schulhoftagen meines Lebens geraten auf Leute, die mich ärgern, nicht zu reagieren. Guter Rat. Ich verfahre so bei blöden Kommentaren oder Mails auf den verschiedenen Kanälen in sozialen Netzwerken. Löschen und weiter gehts. Antworten bringt irgendwie nur noch mehr Frust. Allerdings bin ich, bis auf ganz wenige, einzelne Ausnahmen, sehr verschont geblieben. Danke schonmal dafür. Auch Menschen, die mir egal sind und die sich nicht in meinem Umkreis bewegen, werden eher ignoriert, wenn Bullshit-Alarm ist. Tut ganz gut, da unnötige Diskussionen diesen Blödmannskram nur in die Länge ziehen. Alternativ kannst du es natürlich auch angehen:
Klar Schiff machen!
Solltest du erfahren, dass wichtige Menschen in deinem Leben blöden Mist erzählen, dann sprich sie an. Manchmal gibt es Missverständnisse und immerhin warst du nicht dabei, als x oder y gesagt wurde. Nachzufragen, ob das denn wohl stimmt, ist eine sehr gut Idee. So gibst du deinen Gefühlen Raum und jeder weiß, woran er ist.
Emotional quittieren
Auf eine Besonderheit will ich beim Klärungsschritt noch hinweisen: Deine Emotionen. Wer was Blödes macht oder sagt, der hat eventuell nicht nachgedacht und /oder vermindertes Einfühlungsvermögen. Daher macht es Sinn eine kleine Nachhilfestunde in Empathie zu geben und klar und deutlich zu erklären, was so eine Bemerkung mit dir macht. Sag, wie du dich gefühlt hast und warum das ungerecht /blöd/ … ist. Schau dem anderen in die Augen. Es sollte jede Lust vergehen, sowas nochmal zu machen. Jede.
Und nun? Weiter gehts?
Danach gilt es nach vorne zu schauen. Du weißt, was passiert ist und du hast dem anderen gesagt, warum das so blöd für dich war. Jetzt entscheide selbst: Brauchst du eine kleine Pause? Willst du sowas auf jeden Fall nicht noch mal erleben? Wünsch dir das, was du brauchst. Schau, ob der andere mitgehen kann. Bedingungen wie Ehrlichkeit und Fairness sind wichtig, damit Freundschaften halten und wachsen dürfen – aber auch Fehler können gemacht und vergeben werden.
Wo wir beim Punkt Vergebung wären
Egal übrigens, ob du die Aussprache wählst oder Idioten lieber ignorierst – sobald du kannst, versuch den Mist zu vergeben. Wie gesagt, keiner steht morgens auf, um sich wie ein Idiot aufzuführen und doch passiert es uns allen mal. Stell dir also die Person vor deinem inneren Auge vor und vergib ihr. Hör dich innerlich die Worte sagen und fühl, wie es besser wird. Vergeben ist so wichtig und heißt im übrigen nicht, dass du keine Konsequenzen ziehen willst oder gar einverstanden warst. Zudem ist Vergeben ein toller Akt der Selbstliebe. Du lässt den ärgerlichen Ballast einfach los.
Wenn es tief fällt
Kommen wir zu dir. Manchmal fallen die Dinge tief in uns. Wir hören etwas und sind tagelang damit beschäftigt. Meist ist dieser Effekt ein Indiz dafür, dass ins Schwarze getroffen wurde. Denn, wer dir etwas vorwirft, was absolut lachhaft ist, der trifft dich nicht mit seinem Vorwurf. Wer allerdings in eines deiner kleinen Tabuthemen reinpiekt, der trifft vielleicht eine eigene Sorge oder Befürchtung. Also: Überall, wo du sehr emotional reagierst, frag dich: Was denke ich da über mich selbst? Was befürchte ich? Und krieg die Themen für dich klar!
Wenn es aus dem Herzen kommt …
ist der Rest egal. Was auch immer du tust, tu es mit Freude und aus ganzem Herzen. Dann stehst du dazu und hast eine ganz andere Power. Und es ist so wichtig! Jeder Tag könnte unser letzter sein, besser wir machen die Dinge, die wir lieben. Besser, du machst das, wovon du überzeugt bist. Was grundehrlich ist, was ganz deins ist. Ich glaube fest daran, dass wir dann unaufhaltsam sind. Vielleicht nicht unverwundbar, aber nahe dran. Wer aus dem Herzen handelt, der hat weniger Zweifel und kann mit blöden Kommentaren gut umgehen. Konzentrier dich also auf das, was du liebst. Mach mehr Dinge, die dir Spaß machen. Lass die Blödmänner meckern – wenn du hier ganz bei dir bist, ist der Rest egal.
Und all das ist so normal
So, bei all dem: Wir sind halt Menschen. Egal, wen wir treffen oder welche Aufgaben uns das Leben stellt- ich glaube, wir können an allem wachsen. Es ist normal, dass wir uns nicht ständig beseelt fühlen, sondern Gefühle wie Wut und Angst manchmal toben. Ich mag in Coachings als Aufgabe ab und an eine Art Karthasis vorschlagen. Dann wird getobt und gewütet, bis der Ärger verflogen ist und sich Leichtigkeit wieder breit machen kann. Wir brauchen unsere Emotionen, sie sind nicht alle schlecht. Solltest du allerdings viele negative Menschen um dich scharen, dann nutz ein paar einfache Tricks, um dich zu schützen. Ich mach das für mich so:
Konzentrieren auf die Superstars, den Bewohnern keinen Raum lassen
Außerdem mag ich den Vortrag (s.u.) von Tobias Beck gerne. Da werden die Menschen in vier Kategorien verteilt. Die Bewohner stöhnen ständig und können jede gute Laune zunichte machen. Aber es gibt auch andere. Die Superstars. Zu wissen, wer die Superstars im eigenen Leben sind und was wir mehr tun können, um selbst einer zu sein – das ist ein guter Gedanke. Also weg von den Miesepetern, den Dauerjammerern, den Lästerköppen. Verbring deine Zeit mit Menschen, die dich zu schätzen wissen und dich unterstützen. Das Leben ist kurz. Besser wir haben auf dieser wilden Fahrt die richtigen Beifahrer.
Alles Liebe,
Silja
PS:
Hier das Video von Tobias Beck:
2 Kommentare
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Danke dir liebe Silja! Schöner und schön ehrlicher Bericht, und das Video von Tobias war ein toller Start in den Tag!
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Autor
Liebe Isa!
Danke dir! Freut mich sehr dass dir beides gefällt – ich mag das Video auch sehr gern!
Liebe Grüße
Silja
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