Tattoo – wieso manches unter die Haut musste
Dieser Post beginnt mit einem Geständnis: Ein Tattoo fand ich eigentlich immer blöd. Also nicht bei anderen (da nur manche), aber an mir. Meine Abneigung begann schon mit der Vorstellung, Geld für Schmerzen bezahlen zu müssen. Nee, dachte ich, das ist irgendwie absurd. Außerdem war ich mir sehr – und ich meine sehr sehr sehr – unsicher, ob ich das, was ich heute cool und schön fand, in zehn Jahren auch noch cool und schön finden würde. Immerhin hatte ich genauso überzeugt meine rosafarbenen Buffalo- Boots zu einem Top-Accesiore erklärte, wie ich selbstbewusst erst meine brünette Dauerwelle (der Versuch eine Flashdance ähnliche Frisur zu kreieren), als auch meine eidottergelb-anmutende Pixi-Frisur extrem stylisch fand. Kurz gesagt: Meinem Stilbewusstsein traute ich keine Langzeitentscheidungen zu. Ich denke auch immer noch, das war eine der weiseren Einsichten.
Tattoo ist nicht gleich Tattoo
Die Kehrtwende kam, als ich Tattoos sah, die offensichtlich nicht nur Schmuck waren, sondern auch Erinnerung. Wahrscheinlich, dämmerte es mir, ist jedes Tattoo eine Erinnerung. Ich schämte mich ein wenig. Lange Jahre waren sie für mich einfach nur Bilder auf Haut. Als ich dann aber die kleinen Zeichen sah, begann ich über die großen Bilder nachzudenken. Ich fragte Freunde, was ihre Tattoos bedeuteten und freute mich über all die Geschichte. Jedes hatte seine eigene Bedeutung oder besondere Idee, gab Kraft oder war ein Zeichen für Liebe, Stärke, einen Lebensweg oder ein neues Ziel. Hypothetisch begann ich zu überlegen: Was würde auf meiner Haut stehen, wenn ich mich überwinden können würde?
Das OM
Als mein Yogaweg begann, hab ich das OM ähnlich eindimensional gesehen, wie die Sache mit dem Tattoo. Man singt es am Anfang der Stunde. am Ende ebenso. Immer der gleiche Ablauf: Die Yogalehrerin legte bedächtig ihre Hände zusammen, manche sangen ein hauchendes „aaaauuumm“, andere schmetterten ein fröhliches „oooooohhhmmm“. „Das OM“, erklärte eine meiner Lehrerinnen irgendwann, „steht für den Anfang und das Ende und alles dazwischen. Es war der erste Ton, mit dem das Universum entstand.“ Für mich jedoch steht dieses kurze Wort für Yoga. Es ist ein Symbol für diese Einheit, die entsteht, wenn ich einen Moment nur atme und bin. Es steht für all das, was Yoga in mein Leben gebracht hat und hoffentlich noch bringen wird. Es steht für die Feinfühligkeit mir selbst gegenüber, für den ehrlichen Versuch achtsam durchs Leben zu gehen, bewusst und klar. Es steht auch für Ruhe, für Pausen, für Zeit für mich.
Der Platz
Wenn man ein Tattoo macht, um sich auch an etwas zu erinnern, dann sollte man es sehen können, fand ich. Sämtliche Nackenpartien oder Fesseln fielen daher bei der Auswahl der Körperstelle hinten rüber. Letztlich habe ich mich für das Handgelenk entschieden. Links. Am Herz, würden nun Romantiker hauchen. Nee, ihr Lieben, meine linke Hand sehe ich irgendwie öfter. Die Rechte ist bei mir einfach mehr in action. Und innen sollte es sein. Für mich. Und ich finde es wirkt. Immer wieder, wenn ich darauf schaue, erinnert es mich an meine Intention auf dem Yogaweg: Ruhig bleiben, das Gute sehen, atmen, ich selbst bleiben. Es hilft mir.
Ein zweites Tattoo?
….Schien mir danach erstmal fern. Diese Tätowiererei hatte sich nicht gerade schmerzfrei angefühlt und irgendwie war das Ganze eincremen und darauf achten danach auch etwas fremd für mich. Ich begann weniger Tattooideen auf Pinterest zu sammeln. Bis eine meiner Freundinnen eine wunderbare Idee hatte.
Verbindung
Ich habe einige tolle, enge Freunde und drei davon bilden mit mir ein Kleeblatt. Wir reisen manchmal zusammen, verbringen wild diskutierende Abende bei gutem Wein und – haben einfach Spaß. Die Idee kam auf, diese Verbindung auch optisch mit einem Tattoo zum Ausdruck zu bringen. So haben wir nun ein gemeinsames Zeichen auf der Haut, aber kein gleiches.
Elemente
Die vier Elemente haben wir als Zeichen genommen. Ich durfte Luft wählen. Neben dem Band zu diesen drei Frauen, bedeutet das Element Luft bei mir auch Prana – Lebensenergie. Es steht dafür, dass dieses Leben ein Geschenk ist und ich jeden Tag schätzen will. Es steht für tiefen Atem (schon wieder!) und das Wissen, meine Energie beeinflussen zu können. Für Momente voller Freude und für Tiefs steht es auch – all das ist Leben. Außerdem denke ich beim Anblick an diesen warmen Tag im Spätsommer in München, das Lachen und Quatschen und Wohlfühlen – dieses Kleeblatt. Und manchmal, wenn mein Blick auf eins der Tattoos meiner Freundinnen fällt, dann freu ich mich einfach über unser Band. Wie verschieden wir sind und doch so nah.Wie bei fast jedem in meinem Leben.
Und nun?
Auch der zweite Termin fühlte sich nicht nach Spa-Besuch an, trotzdem erwäge ich irgendwann Nr. 3. Ein paar Ideen sind da und ich lasse sie gerade keimen. Keine Ahnung, ob und wann das was wird. Derweil erfreue ich mich übrigens an all den tollen Ideen anderer. Was es für spannende Bilder gibt! Wie schön manche sind und was es für irre Geschichten hinter den Bildern stecken. Meine Meinung zu Tattoos hat sich also ordentlich verändert. Und ich bin neugierig: Wie schauts bei euch aus? Ist was los auf Arm, Rücken, Brust? Gibts schöne Geschichten, die ihr teilen mögt? Ich bin gespannt!
Alles Liebe & bis bald,
Silja
14 Kommentare
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Hallo Silja,
ich mag deine Tattoos und die Bedeutung dahinter. Ich selbst habe 4: Angefangen hat alles mit einem Freundinnen-Tattoo am rechten Knöchel, ein einfaches Tribal in schwarz. Danach gab es ein Schwestern-Tattoo: Ein einfacher Schmetterling, auch im Tribal-Stil, am linken Handgelenk. Dann wollte ich die Familie verewigen und habe mir mein Sternzeichen in Kombination mit Blumen, Sternen und einer Katzenpfote auf die Außenseite des linken Fußes ab Knöchel tätowieren lassen. 2015 folgte dann mein größtes Tattoo: Meinen linken Unterarm ziert seitdem eine Blaumeise, die auf einem Ast sitzt, von Blumen umgeben ist und ein Banner um den Hals trägt mit der Aufschrift „choose to be happy“. Die Blaumeise deshalb, weil sie für mich das Symbol für Unbeschwertheit und einfach glücklich sein ist. Wir haben viele Meisen im Garten und gerade jetzt im Winter tummeln sich die immer um die Meisenknödel und das Futterhäuschen, es ist eine wahre Wonne denen zuzugucken. Und ich bilde mir ein, dass speziell dieses Tattoo besonders „leuchtet“, wenn ich Yoga mache (liegt aber wohl eher an der besseren Durchblutung bei Bewegung, als alleine am Yoga ;-)). Ich mag sie alle sehr gerne, jedes auf seine ganz eigene Art.
Die Idee zu den Elementen finde ich auch sehr gut. Das werde ich mal im Hinterkopf behalten, denn die kleine Meise wird sicherlich nicht das letzt Tattoo gewesen sein.
Liebe Grüße
Christina-
Autor
Liebe Christina,
danke dir für diesen schönen Einblick. Deine Tattoos hören sich so toll an! Ich kann mir die Meise vorstellen.
Liebe Grüße
Silja
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Hallo meine Liebe, meine Tattoos kennst Du ja von Instagram 🙂 meine 3 Katzen – als Einheit für meine Kinder und mich. Der Lotus-Sitz, Prana, der Baum, das OM und mein Namasté Tattoo — alles Tattoos die eine Tiefe Verbindung und Dankbarkeit für meinen Yoga-Weg ausdrückt der sicher nie enden wird.
Mein Aktuelles, meine Bulmen / Schmetterlingsranke ich ohne Bedeutung, einfach Schmuck auf der Haut. 🙂
Liebe Grüße, Jessica
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Autor
Liebe Jessica,
ja ich kenn sie und mag sie so gern! Und eine tolle Bedeutung. Danke fürs Teilen!
Alles Liebe,
Silja
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Hallo liebe Silja, deine Tattoos sind wunderschön! Da ich ein altes Tattoo covern lassen möchte, suche ich noch einen guten Tätowierer. Kannst du jemanden empfehlen?
Liebe Grüße in meine Geburtsstadt von einer bislang stillen Leserin !
Heike-
Autor
Liebe Heike,
wie schön, dass du dich mal „meldest“ 🙂 stille Leserin. Leider kenne ich mich mit Cover Ups gar nicht aus. So sorry!
Alles Liebe und bis bald,
Silja
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Liebe Silja,
Ein so schöner Post 🙂
Ich habe nur ein Tatoo, es ist mein Sterbild (Widder). Es soll mich daran erinnern, dass ich gut so bin wie ich bin, liebenswert bin und auch Liebe (echte, wahre, verbindliche, glücklichmachende) verdiene. Und, das, egal wie schlecht es mir geht ich stark genug bin um wieder aufzustehen.
Lg. Iris-
Autor
Liebe Iris,
das hast du schön gesagt! Was für eine tolle Bedeutung.
Ich schick dir ganz liebe Grüße,
Silja
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Liebe Silja,
auf meinem linken Handgelenk steht auf Sanskrit Kumbh.Es steht im übertragenen Sinne für mein Sternzeichen Wassermann.Im Streit der Götter & Dämonen fielen vier Tropfen „Amrita“ Unsterblichkeitsnektar aus dem Krug „Kumbh“ . Wenn der Jupiter im Sternzeichen des Wassermannes steht,wird die Kumbh Mela zeitversetzt an 4 Orten gefeiert.
LG Sandra
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Autor
Liebe Sandra,
das hört sich ja alles spannend an – danke dir für diese tolle Erklärung.
Ganz liebe Grüße
Silja
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Liebe Silja,
danke für deinen schönen Text.
Ich hab im Moment 4 Tattoos. Mein erstes Tattoo bekam ich am 15.09.2010. Warum ich das so genau weiß? Weil es dieses Tattoo zweimal gibt, auf der linken Schulter meines Ex-Mannes und auf meiner linken Schulter. Es ist ein keltischer Knoten in Herzform. Und nein es ist nicht schlimm, dass mich das Tattoo immer an diesen Mann erinnert, da wir uns im Guten getrennt haben und heute gute Freunde sind.
Mein zweites Tattoo ist eine süße Fledermaus, die meine linke Wade ziert. Sie hängt an einem Ast und soll noch Gesellschaft von einer ebenso süßen Eule bekommen. Mit diesem Tattoo lebe ich meine Girlyseite aus.
Mein drittes Tattoo zeigt das Clublogo eines Vereins, der sich für Krebspatienten einsetzt und den ich 2016 mitbegründet habe. Mittlerweile bin ich leider raus aus dem Verein und ich bin noch unschlüssig ob ich ein Cover up machen lasse oder es einfach als Teil meines Lebens mit in das Gesamtwerk einarbeite.
Gesamtwerk deshalb, da es auf meinem linken Oberarm sitzt und der linke Arm meinem Leben gewidmet ist.
Auf der Internetseite des Unterarms trage ich nämlich mein viertes Tattoo. Eine Möbiusschleife, als Zeichen für den endlosen Kampf gegen meine Krankheiten.
Einige weitere Stationen meines Lebens sind schon als Motive vorbereitet. Leider ist das ganze immer eine Frage des Geldes.
Außerdem sind ein paar schwierige Themen dabei, an die ich mich noch nicht so ganz traue.LG Alex
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Autor
Liebe Alex,
was für tolle Ideen. Danke dir für den Einblick und ja – alles braucht seine Zeit. Bin gespannt, wie es bei uns weitergeht.
Liebe Grüße
Silja
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Liebe Silja,
ich habe erst diese Woche deinen Blog entdeckt im www. Ich lese mich hier gerade so durch deine vielen Themen.
Ich habe 2 Tattoos. Das erste habe ich mir stechen lassen, da war ich 41 Jahre alt. (also vor 9 Jahren). Es ist am unteren Rücken (nein kein „Arschgeweih“, es ist im „Tribal-Stil“ , in der Mitte eine größere rote Rose (das bin ich ich) und rechts und links davon jeweils 2 kleiner rote Rosen (das sind meine 4 wundervollen Kinder).
Das 2. Tattoo habe ich mir 2 Jahre später stechen lassen, am rechten Fuß/Knöchel, wieder im „Tribal-Stil“ , es schlängelt sich vom Fußrücken über den Knöchel hoch und hat auch rote Rosen.Die Rose steht für mich wie mein Leben so war, mit vielen, vielen Tiefschlägen und Schicksalsschlägen (die Dornen) und doch blüht immer wieder eine schöne Rosenblüte (meine Kinder).
Liebe Grüße
Anja-
Autor
Liebe Anja,
wie schön, dass du hier hin gefunden hast. Wie schön sich deine Tattoos anhören und so persönlich. Danke dir fürs Teilen. Das hat mich berührt.
Liebe GrüßeSilja
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