Authentisch sein – die mutige Superkraft
Ok, ihr Lieben, dies ist ein Aufruf: Wir brauchen Authentizität! Und zwar alle und jeder und möglichst jederzeit! All die Fassaden und die vermeintliche Perfektion bringen uns nicht weiter. Sie halten uns von echten Kontakten und tiefen Bindungen ab und sorgen überall nur für Missverständnisse. Dabei ist, wenn man einmal angefangen hat, die Ehrlichkeit eine feine Sache. Keine Fassaden zu haben, sorgt für deutlich mehr Energie – und zwar da, wo wir sie brauchen. Jedoch fängt der Spaß bei uns selbst an. Heute also zur Superkraft Authentisch sein – und was sie bedeutet (und was auch nicht).
Was authentisch sein nicht ist
Es gibt Menschen, die entschuldigen ihr rüdes Verhalten anderen gegenüber mit „ich war aber authentisch“ und grinsen sich verstohlen selbst zu. Als ob Unhöflichkeit so entschuldigt werden könnte. Quatsch. Authentisch sein heißt nicht, andere zu verletzen. Es heißt auch nicht, allen unseren Launen freien Lauf zu lassen. Im Gegenteil, wer wirklich authentisch ist, der kann klar erklären was los ist, ohne ausrasten zu müssen. Frei nach dem Motto jeden guten Führungskräftetrainings: „Klar in der Sache, freundlich im Ton.“ Also, das nächste Mal, wenn jemand dich anmault und danach seine eigene Authentizität preist, gib ihm einen kleinen Wink. Für Unhöflichkeit gilt das einfach nicht als Entschuldigung, sorry.
Was authentisch sein ist
Wer wirklich aus dem Herzen spricht, offen darlegt, was in ihm los ist, der zeigt Authentizität. Allerdings setzt die voraus, dass wir verstehen, was bei uns so abgeht. Wieso wir was denken, fühlen, machen. Wir können nur erklären, was wir selbst verstehen. Also, wieso uns manche Sachen ans Herz gehen und andere erstaunlich kühl lassen. Daher beginnt die Authentizität mit der Achtsamkeit. Unsere Emotionen resultieren aus unseren Gedanken, Bewertungen, Erwartungen. Wir schaffen die Grundlage für unser Glück oder unser Unglück. Wir selbst sorgen für das Ausmaß an Eifersucht, Neid, Freude und Mitgefühl – all das ist eine Wahl der Gedanken, die wir zu dem was wir wahrnehmen haben.
Positiv denken ist nicht immer eine Lösung
Wobei hier noch ein Warnhinweis kommt. Manche missverstehen diese ganze Gedanken-wählen-Sache mit der Aufforderung keine schlechten Gedanken mehr zu haben. Was dann wiederum dazu führt, dass wir uns beim nächsten mürrischen Morgen voller Gram selbst rügen: Hat das wieder nicht geklappt mit dem positiv Denken! Tse! Was Quatsch ist. Emotionen sind da. Sie wegdenken zu wollen klappt nur selten. Interessanter ist doch vielmehr zu verstehen, warum wir grummelig sind. Was ist der Gedanke, die Enttäuschung, die Situation, die uns mürrisch werden lässt? Die Spurensuche, die dann kommt, die ist spannend!
Wieso wir alle manchmal rummaulen wollen
Denn wir alle haben unsere kleinen und größeren Trigger. Jemand sagt was, einen bestimmten Satz – und schwups sitzen wir innerlich schon unter der Decke. Voller Wut schauen wir auf den Anderen. Wer Absatz 1 nicht übersprungen hat weiß nun, dass wir nun nicht einfach so zurück hauen wollen. Keiner hat verdient eine Rechnung zu zahlen, die er im Zweifel gar nicht alleine verursacht hat. Denn die Trigger funktionieren meist deshalb so gut, weil noch viel mehr dahinter steckt als dieser eine kleine Moment. Oft ist da ein eigener Gedanke, der uns aufschrecken lässt oder eine Erinnerung oder Erfahrung, die uns mal nicht gut getan hat. DAS macht oft noch mehr Emotion. Diese Verknüpfung. Unsere eigene, ganz subjektive Interpretation von dem, was da ist.
Ein Beispiel
Nehmen wir ein kleines Beispiel: Jemand mault dich so richtig an. Und ich meine richtig. So, wie du es nicht verdient hast. Du fühlst, wenn so etwas passiert, wahrscheinlich sofort dein Herz schneller schlagen. Adrenalin schießt in den Körper, du bist bereit zu flüchten oder dich zu verteidigen. Nun schauen wir auf zwei verschiedene Zustände: Mal angenommen, du wärst selbst eigentlich ganz gut drauf und wer da mault ist ein ganz toller Freund von dir. Du weißt, momentan ist er absolut unter Druck und du bist voller Mitgefühl. In diesem Fall würdest du wahrscheinlich mit Mitgefühl auf ihn schauen und tief durchatmen. Eventuell würdest du ihn sanft bitten es nicht an dir auszulassen – aber du wüsstest, es hat eigentlich nichts mit dir zu tun. Diese Interpretation lässt dich einigermaßen gelassen bleiben. Anders, wenn dich jemand Fremdes zurecht weißt und das auch noch an einem so richtig schlechten Tag. Da mault man eher mal zurück, oder? Wir bauen uns ein Konstrukt für die Bewertungen der Situationen- besser uns ist das sehr bewusst.
Die eigene Geschichte kennen
Authentisch sein heißt für mich, die eigene Geschichte in einer Situation zu erkennen. Keiner handelt in einer (für sich) schlechten Absicht. Wir müssen trotzdem nicht alles akzeptieren, was sich für uns nicht gut anfühlt. Wer allerdings versteht, welche Knöpfe da gedrückt wurden, der kann das erklären und auf einer ganz anderen Ebene für Verständnis sorgen.
Erklär das, was zählt
Wir alle schließen von uns auf andere. Wir können nicht anders, es ist eins der menschlichen Phänomene. Es ist daher eigentlich ein Wunder, dass wir uns trotzdem so gut verstehen. Was jeder halbwegs wichtigen Beziehung in unserem Leben jedoch gut tut, ist zu erklären, wie es uns geht. Nur so bekommt der andere eine Chance zu verstehen, was bei uns und vor allem in uns los ist. Wenn wir darlegen, dass X für uns innen gleich Y ist, dann versteht unser Gegenüber den Prozess und kann eventuell auch sich selbst erklären. Ein ganz anderes Verständnis wird möglich, wenn wir so offen sind.
Verletzlichkeit zeigen
und das braucht Stärke. Nicht immer ist es schick oder cool, was wir uns da zusammen reimen. So kann der fehlende Anruf der lieben Freundin innerlich übersetzt werden in „sie mag mich nicht mehr so gerne“. Es gehört eine ordentliche Portion Mut dazu, das offen (und nett) zu sagen. Wir legen unsere Ängste offen, wenn wir authentisch sind und unsere Hoffnungen ebenso. Andererseits macht uns das stark. Kein Verstellen mehr, keine blöde Fassade, keine Kompensationsversuche- einfach wir, wie wir sind, mit all unseren Sorgen, Ängsten und unserer wirren Logik.
Verletzlichkeit macht stark
heißt ein wunderbares Buch (s.u.) und ich glaube daran, dass echte Authentizität, ein Leben ohne große Fassaden unsere Superkraft ist. Wenn wir unserer Chefin ehrlich sagen, dass wir uns ohne Lob ein wenig blöd fühlen, wird sie verstehen, was ihr Verhalten bei uns auslöst. Die Freundin kennt dann unsere Unsicherheit und kann uns bei Bedarf beruhigen. Der Partner weiß, was uns traurig macht und was fröhlich und warum. So viele Missverständnisse können vermieden werden, wenn wir offen legen, was wir uns zusammen reimen. Andere haben plötzlich die Chance zu sagen „ja, isso“ oder „nein, echt nicht“ – und das tut gut. Wir lernen uns besser kennen, wenn wir so aufeinander zu gehen. Alles wird nicht leichter, aber viel ehrlicher und eine andere Qualität von Kennenlernen passiert.
Die Grundlage
für all das ist ein Menschenbild, in dem keiner von uns besser ist. In dem wir verstehen, dass wir alle unseren ganz subjektiven Blick auf die Welt haben und es kein wirkliches „richtig“ oder „falsch“ gibt. Über die Achtsamkeit in der Beobachtung unserer Bewertungen und Interpretationen lernen wir außerdem mehr und mehr wie brüchig unser Bild ist. Die Grundlage ist also auch Lernfreude. Wir entdecken zudem unsere eigenen kleinen merkwürdigen inneren Blockaden. Wir entdecken, wo wir uns das Leben schwerer machen als nötig, wo wir zu negativem Blick neigen oder was uns wirklich glücklich macht und warum. Ich glaub also daran. Es ist Zeit. Lass die Hüllen fallen und zeig dich, wie du bist.
Auf eine ganz authentische, wunderbar offene Woche also ihr Lieben,passt gut auf euch auf,
Silja
PS:
Hier ein wunderbares Buch zur Verletzlichkeit:
Und wie immer gilt: Beim Lieblingsladen einkaufen oder über den Link bestellen. Bei letzterem profitiere ich ein wenig.