Anstrengung loswerden- leichter leben
Ok, dies ist ein Post für all die Gestressten, Müden, Frustrierten. Für die unter euch, die sich gerade so abmühen, deren Rücken zwackt oder deren Magen rebelliert, wo das Ohr piept oder der Schlaf immer seltener am Stück kommt. Vielleicht kennt das ein Stück weit auch jeder von uns? Diese Phasen im Leben, in denen alles zuviel wird und wir nicht weiter wissen? Das Leben einfach nur anstrengend ist und die Auswege so weit weg? Ich zumindest kenn es. Nur zu gut. Mein Ohr hat so lange gepiept, dass ich dachte, ich werd verrückt. Es gibt zig Anzeichen für zuviel Power im Leben, zuviel Anstrengung. Fast scheint es normal, dass wir alle gestresst sind. Dabei kann man was tun! Wir selbst können uns retten. Echt jetzt. Nein, es geht meist nicht schnell und abrupt – aber es geht. Ich bin ein Beweis dafür. Also, was kannst du tun, wenn du die Anstrengung loswerden willst und leichter leben möchtest?
Wenn wir uns zu sehr anstrengen
Auf der Höhe meiner Tinnitus-geplagten, Karriere-amibitionierten Reise wusste ich längst, dass etwas nicht stimmt. Ich rannte durch mein Leben. Alles musste sein, nichts konnte ich streichen. Mein Pensum war enorm. Ich erntete viel Lob. Wer schafft das schon? Neben zwei Kindern und einem Teilzeit-Führungsjob noch ein Präsenzstudium in der Regelstudienzeit? Die Leuten staunten, applaudierten – und ich rannte noch ein wenig schneller. Mein Ohr pfiff dazu ordentlich aber ich kam irgendwie durch. Nervlich angespannt zwar und auf dem Durchmarsch. Wie sehr ich nicht im Jetzt war, zeigt mir, dass ich kaum noch Erinnerungen habe an diese Zeit. Gefühlt waren das Jahre der nicht enden wollenden To Do Listen. Das Erwachen kam, als ich in eine der spiegelnden Scheiben im Büro einen Blick auf mich selbst erhaschen konnte. Ich rannte (und zwar tatsächlich und es ist mir so peinlich heute) zu einem Meeting – und das nicht, weil ich so spät dran war wohlgemerkt.
Wie die Verschiebung der Realität funktioniert
Ich tat, was ich vermeintlich musste. Ich rannte, weil ich dachte ich würde so sehr gebraucht. Ich war bereit Opfer zu bringen. Leider war ich weder Herzchirurgin noch Entwicklungshelferin, sondern eine stinknormale Teamleiterin in einem schnöden Banken-Call Center. Es würde niemand sterben, wenn ich zu spät käme. Ich rannte trotzdem. Alles schien mir sooo wichtig. Ich schien mir wichtig. Als ich mich jedoch so sah, abgehetzt und meine eigene Wichtigkeit gnadenlos überschätzend, da kippte etwas in mir. Ich bliebt stehen. Ich ging langsamer. Seitdem bin ich nie mehr zu irgendeinem Meeting gerannt. Überhaupt renne ich weniger in meinem Leben. Die Sachen sind nicht mehr so wichtig. Die Realität hat mich zurück. Die Verschiebung ist enttarnt.
Das Hamsterrad
Leider passiert es mir immer noch manchmal, dass ich mich kurz zu wichtig nehme, anstrenge und mich mein altes Muster wieder hat. Den Rest der Zeit funktioniert es gut. Ich hab einiges geändert. Wir alle können einiges ändern, denn das Hamsterrad, dass sich um uns dreht, kurbeln wir selbst an. Wir bestimmen den Rhythmus, die Prioritäten, das Gefühl in unsrem Leben. Oder besser: Unsere Überzeugungen, unsere Ziele, unsere Logik und nicht zuletzt unser Selbstbild, sorgen dafür, dass wir genießen oder dass wir rennen. Und es wird Zeit stehen zu bleiben, ihr Lieben. Einzuatmen, den Wind auf der Haut zu spüren und dieses Leben noch mehr zu genießen. Kraft tanken ist wichtig und hier ist der Gedanke, mit dem es funktioniert:
Die eigene Lüge erkennen
Für mich war der einzige Weg (neben dem Scham über dieses merkwürdige Bild in der Büroscheibe) aus meinem eigenen Hamsterrad, zu erkennen, warum ich renne. Wir alle strengen uns aus einem Grund an. Wir wollen etwas. Wir meinen es gut. Wir haben eine Absicht. Je ehrlicher du diese finden kannst, umso besser kannst du aufräumen. Frag dich: Wozu dient das?
Wenn…. dann…
Oft kommen unsere Antreiber in lustigen Verkleidungen. Wenn… dann… ist eine davon:
- Wenn ich nur genug arbeite, dann bin ich mein Geld auch wert.
- Wenn ich mich nur genug anstrenge, dann bewege ich etwas.
- Wenn ich mich reinhänge, dann bin ich gut genug.
- Wenn ich mich anstrenge, dann werde ich gesehen.
Kennt das noch jemand? Schreib dir mal deine Wenn…dann….s auf. Besonders dort, wo du dich so anstrengst. Was glaubst du passiert, wenn du dich so reinhängst? Was ist der Lohn? Oder vor welcher Angst schützt du dich?
Ankommen und geliebt werden
das wünschen sich die meisten Menschen, die ich kenne. Natürlich sieht das auf den ersten Blick manchmal anders aus. Vielleicht träumen sie vom Haus mit Garten (=ankommen) oder davon den richtigen Mann zu finden (= endlich so geliebt werden, wie ich bin). Manchmal auch von Ruhm (=liebenswerter zu sein, erfolgreicher, besonderer) oder von Reichtum (dito). Dabei ist träumen ja gar nichts Schlimmes, sich Ziele zu setzen ebenso wenig. In so vielen Fällen hängt der Grund unserer Anstrengung im Kern hier fest. Wir wollen es gut machen, es nicht versemmeln. Wir haben Angst und die Anstrengung lindert sie oft.
Leben aus dem Mangel
Mal angenommen jedoch , wir wüssten aus tiefstem Herzen und in jeder Zelle, wir wären perfekt? Wir könnten keine Fehler machen (und wenn doch, dann wären sie wunderbare Lernerfahrungen ohne schlimme Folgen)? Würden wir es dann anders angehen lassen? Wenn wir verstanden hätten, dass dies Leben eine einzigartige Reise ist und wir alleine bestimmen, wie viel Freude und Glück sie uns bringt? Oft ist es der Mangel, den wir in uns und unserem Leben sehen, der uns so schnell rennen lässt. Der die Verausgabung verursacht und die Anstrengung. So sehr wollen wir es meistern, es schaffen – und meinen dafür besondere Dinge auf uns nehmen zu müssen.
Zeit für Analyse
Was also auch immer bei dir los ist, ich rate dir: Schau dir an, was dich so rennen lässt. Was lässt dich vergessen dein Leben zu genießen? An Blumen zu riechen und im Regen zu tanzen? Wo und wann kommen die „ich muss“ und „ich kann nicht“ ins Spiel? Die Analyse ist gar nicht so einfach, aber jeder kleine Hinweis ist so wertvoll für deine ganz eigene Befreiung! Finde die Glaubenssätze, die dir (noch) einreden, dass du nicht gut genug bist oder, dass du dich anstrengen musst. Schreib sie dir auf. Schau sie dir an.
Den Hebel betätigen
Bevor du etwas loslassen kannst, triff vorher eine Entscheidung für dein Leben. Frag dich: Wie will ich leben? Was für ein Mensch will ich sein und aus welchen Momenten soll mein Leben bestanden haben, wenn ich einmal zurückblicke? Die wenigsten von uns wünschen sich ein „Ich habe mich immer angestrengt“ am Ende des Weges oder ein „ich habe mich immer beeilt“ – und doch tun wir es. Der erste Hebel also ist die Entscheidung. Wie soll sich dein Leben künftig anfühlen? Bist du bereit den sicheren Pfad zu verlassen und dich selbst von deinen eigenen verrückten Regeln zu befreien?
Das Konstrukt zerstören
Dann wird es Zeit für Katharsis! Du hast deine merkwürdige „Darum muss ich mich so anstrengen“ Logik erkannt? Wir erzählen uns soviel Mist:
- Die Firma braucht mich.
- Ich kann meine Kollegen nicht im Stich lassen.
- Wer rastet, der rostet.
- Rumhängen ist was für Loser.
- Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.
- Für sowas habe ich keine Zeit.
- Das geht nicht.
- …(setze deinen Satz ein).
Finde den Fehler
und dann sei bereit- finde den Fehler! Ich meine, echt jetzt? Deine Firma braucht dich – und wenn du anfängst die 10 Überstunden pro Woche sein zu lassen, geht sie den Bach runter? Sollte das so sein, dann wird es Zeit sich selbstständig zu machen. Du scheinst ungeahnte Fähigkeiten zu haben, wenn alles an diesen 10 Stunden von dir hängt. Hammer! Los! Mach dein eigenes Ding und lass dich nicht ausbeuten. Solltest du allerdings sowas sagen wollen wie „Naja, vielleicht nicht den Bach runter, aber xy…“ dann sei dir gesagt: So? Who cares? Was ist, wenn du dich weiter so verausgabst? Dein Leben für diese 10 Stunden immer weiter opferst? Mehr körperliche Symptome bekommst? Ist es das wert? Echt?
Der vermeintliche soziale Druck
Oder nehmen wir die Kollegen: Die, die du im Stich lässt, wenn du arbeitest. Wenn du immer weiter machst, dann hältst das System am Leben. Du zeigst allen, dass man sich aufopfern muss. Der eine von euch fängt an, die anderen machen mit. „Alle machen länger, ich kann doch nicht die einzige sein, die….“ Echt nicht? Wer soll denn den Anfang machen? Such meinetwegen ein Gespräch mit deiner Chefin oder deinem Chef und erkläre, warum du das nicht mehr mitmachen kannst. Mach klar, dass es so nicht weitergeht. Erklär deinen Kollegen, warum das sein MUSS. Hilf ihnen auch früher zu gehen. Macht es gemeinsam! Auf gehts! Und sollte keiner mitziehen: Jeder ist erwachsen und seines eigenen Glückes Schmied, aber dafür deine Lebenszeit in diesem Ausmaß verschwenden? Nee, ne?
Sei gut zu dir, beginn dich zu lieben
Und dann tu dir den einen Gefallen, der alles ändert: Beginn dich selbst zu lieben. Von ganzem Herzen. Hör auf, dich optimieren zu wollen, allen gefallen zu wollen, reinpassen zu wollen. Das ist nicht leicht, denn wir alle brauchen Anerkennung und Zuspruch, Nähe und Liebe – aber lass das nicht den Antreiber zu deinem eigenen Hamsterrad sein. Die Folge von all dem Rennen ist, dass du weniger Nähe, Zuneigung, echte Beziehungen und all das finden wirst. Du wirst dich zu k.o. fühlen, um auf Freunde eingehen zu können. Du wirst die Wochenenden verschlafen, wenn deine Kinder spielen wollen. Gib dir die Erlaubnis gut genug zu sein. Das ist der Schlüssel.
Was tun!
Um die Angst loslassen zu können, die dich so rennen lässt, muss du das mit der Selbstliebe ernst angehen. Sie beginnt mit einfachen Schritten. Beginn dich selbst zu loben für das, was du gut machst. Gönn dir schöne Momente (und ich meine nicht Konsum, der versucht nur eine Lücke zu füllen). Gönn dir lieber Zeit. Lieg einen Moment auf deinem Bett, starr die Decke an. Lies ein Buch oder mach einfach gar nichts. Lass zu, dass da was in dir tobt aber bleib bei deinem Vorsatz DAS jetzt angehen zu wollen. Lern deine Muster auszuhalten und dich umzutrainieren. Du kannst das und du bist es sowas von wert! Du bist gut genug und außerdem noch viel besser, wenn du dich nicht so hetzt und anstrengst. Steig aus, aus diesem Rennen nach Anerkennung und Aufmerksamkeit und atme durch. Lern dir selbst genug zu sein.
Die Gefühle auf der Reise
Und ihr Lieben, diese Reise macht nicht sofort gute Gefühle. Wir kommen an Grenzen, wenn wir aus unseren gewohnten Mustern aussteigen. Sich selbst einzugestehen, dass all das Theater hausgemacht ist, tut außerdem weh. Unser Ego mag es viel lieber, wenn wir das Opfer sind, statt schuld zu haben. Sorry! Und sollte diese ganze „ich denk mich glücklich“ Bewegung dir ein schlechtes Gewissen an dunklen Tagen machen, dann sei dir gewiss: Jeder hat mal Frust. Lass ihn raus. Verwandle ihn in Energie und analysiere danach, was du beim nächsten Mal anders machen kannst! Ohne schlechte Gefühle keine große Erkenntnis. Manchmal brauchen wir den Leidensdruck. Also, Kopf hoch und los gehts. Aufschreiben, analysieren, angehen. Du bist es wert. Dein Leben ist es wert.
Viel Erfolg und noch mehr Freiheit wünscht dir,
Silja
PS: Ein Buch, das mich sehr bei diesem Thema inspiriert hat ist das Buch des Monats:
Ich finde es einfach toll und für alle, die Unternehmen leiten oder Chefs sind ist es aus meiner Sicht ein Muss. Ihr könnt das Buch beim Lieblingsladen bestellen oder über den Link einkaufen (dann profitiere ich ein wenig).
2 Kommentare
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Liebe silja, das kommt,wie gerufen!!! Danke
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Autor
Liebe Ines, das freut mich sehr!
Alles Gute
Silja
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