Mehr Alltagsromantik!
Wenn ich mir keine Mühe gebe, wird mir der Winter fahl und öde. Da, wo ich wohne, scheinen die 8 Grad Nieselregen-Tage unendlich in den Wochen zwischen November und März. Doch das Gegenmittel sind sanft gesammelte Momente der Alltagsromantik. Eine Kerze, die sanft flackert, während ich am Nachmittag Yoga übe. Das zarte Aroma von Zitronen und Wald, was aus meinem Diffuser strömt. Die neue kleine Orchidee auf dem Küchentisch leuchtet wie eine Miniatursonne, während wir frühstücken. Die schönsten Servietten suche ich in feinen Lädchen und es gibt kein gutes Geschirr. Alles darf benutzt werden. Immer.
Praktisch ist nicht besser
Es ergibt keinen Sinn, praktisch sein zu wollen, scheint es mir. Besonders, wenn praktisch nicht einfach, sondern schmucklos bedeuten könnte. Gerade jetzt, wenn soviel Grau aus Zeitungen und Januarwetter auf uns wirkt. Ich musste neulich an die Mutter einer Freundin und ihre Schonbezüge über dem leuchtend orangen Cordsofa Ende der 70er Jahre denken. Schon damals war ich verwirrt. Der Wohnraum war wie ein Museumsraum – vorzeigbar, nicht bewohnt. Schonbezüge sparen etwas auf für Momente, die vielleicht nie kommen. Ja, es mag länger halten aber haben wir die gleiche Freude? Ich glaube nicht. Wir dürfen nichts in unserem Leben seiner möglichen Schönheit berauben, nur damit es schneller ist, länger hält oder damit wir mehr schaffen.
Um die Ecke
Da ist ein ganzer Garten aus Eindrücken, Texturen, Farben und Geräuschen – gleich um die Ecke. Wir müssen nur losgehen und die Romantik in unseren Alltag einladen. Ich kann ein Buch lesen, um es zu kennen oder ich kann eintauchen in die ganze Geschichte, kann am Buch riechen und verträumt die Seiten mit meinen Fingern nachzeichnen. Sinnlichkeit ist das Tor der Romantik. Wir müssen sie uns wiederholen, sie bringt die Süße in dieses Leben, verbindet uns mit dem Herzen, holt uns zurück in diesen Moment, diesen Körper, hilft uns alles einzuatmen.
Wie du die Romantik in dein Leben zurückholst
Zurückzufinden zu einem Leben, in das wir verliebt sind, ist eine Reise. Es beginnt damit, dass wir spüren, was unser Herz sich wünscht. Wonach sehnen wir uns? Mehr Pausen? Mehr opulente, wunderbare Tafeln? Kerzenlicht und ein gutes Buch? Ein langer Spaziergang und ein Sternenhimmel? Wolkenraten? Ein weicher Schal und ein kühler Wind? Wenn du kannst, leg dir gleich morgens eine Hand auf dein Herz und frag dich: Was brauche ich heute? Atme aus, hör hin. Nicht in deinen Kopf, sondern in dein Herz. Die Yogis sagen, dort sitzt das Bewusstsein. Von da aus losgehen und die Wunder suchen, sehen, finden, ist eine gute Idee. Wir lernen Schritt für Schritt, die Welt ein wenig anders zu betrachten.
Überall ist so viel zu sehen
Der kleine Junge auf deinem Gehweg, der schwerbepackt mit Tornister und Sportbeutel stolpert und mit seinen Freunden lacht, hat mich neulich an meine eigenen Schulwege erinnert. Wie wir getrödelt haben, versorgt mit einer bunten Tüte Süßes von dem Büdchen an der Ecke. Die Sonne schien mir ins Gesicht, ein Babyelefant wurde aus der Wolke am Himmel geformt und die ältere Dame mit der kunstvollen Frisur hat mich an meine Omi erinnert. Wenn wir es zulassen, ist die Welt voller Tore in unsere eigene, wunderbare Erinnerungswelt. Gleichzeitig ist sie ein faszinierendes Kunstwerk aus Details und Formen. Wir müssen es nur sehen lernen. Hinschauen, Hinfühlen. Die Romantik kommt, wenn wir weniger rennen und noch ein wenig mehr verstehen, dass das Leben gelebt und nicht erledigt werden muss.
Ich übe noch.
Von Herzen,
Silja
PS: Was ist dein Lieblings-Alltagstrick für mehr Romantik? Oder brauchst du sie nicht? Ich bin gespannt. Schau dir auch gerne diesen Post zum Zauber der kurzen Tage an.
PPS: Wer auch einen Duft haben will, schreib mir einfach eine Email an silja@siljamahlow.de